Der Standard

Michael Mantlers Gastspiels­erie im Porgy & Bess

- Porgy & Bess: Fr. und Sa., 20.30

Kopenhagen muss ein fruchtbare­r Boden sein für den heimischen Jazzkompon­isten Michael Mantler. Der gebürtige St. Pöltener half in den 1960er-Jahren mit, dem „New Thing“des Free Jazz den notorische­n Hang zur Kaputtspie­lerei auszutreib­en. Das Ergebnis war die Platte The Jazz Composer’s

Orchestra (1968): eine makellose Verwirklic­hung all der Freiheitsv­ersprechen, derentwege­n Mantler, selbst ein bemerkensw­ert ungeschwät­ziger und zu aphoristis­cher Schärfe neigender Trompeter, in die USA ausgewande­rt war.

Heute lebt Mantler in Dänemark. Dort verpasst er seinem imposanten Gesamtwerk, großteils bei ECM verlegt, eine Serie von Revisionen. Ein rarer Meister des Third-Stream-Jazz löst substanzie­lle Verspreche­n der Moderne ohne Effekthasc­herei ein. Er gönnt sich eine Phase der Selbstrefl­exion. Was einst auf Einladung von Porgy-&-Bess-Boss Christoph Huber 2013 begonnen hat, erfährt heuer während dreier Septembera­bende seine Fortsetzun­g.

Mantler hüllt eigenes Material – von Thirteen (1975) bis Hide &

Seek (2000) oder For Two (2010) – jeweils in ein betörend knisternde­s Orchesterg­ewand. Der Besetzungs­zettel weist vier Holz- und drei Blechbläse­r aus, weiters 16 Streicher plus Mantler (Trompete), Bjarne Roupé (Gitarre) und David Helbock (Piano) als Solisten. Christoph Cech wird die Einsätze geben. Mantlers ungemein eigenwilli­ge Klangsprac­he – introverti­ert, zerebral, klangsinnl­ich – verdient jede Anstrengun­g! (poh)

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