Der Standard

Raus aus dem toten Winkel

- Kim Son Hoang

Der Lkw-Abbiegeass­istent – ein heikles Thema, seit Ende Jänner ein Neunjährig­er in Wien sein Leben verlor, weil ihn ein Lkw ohne diese technische Hilfe beim Rechtsabbi­egen übersehen hatte. Was folgte, war eine Initiative inklusive Petition, um einen verpflicht­enden Abbiegeass­istenten für Lkws durchzuset­zen. Doch sie blieb ohne Erfolg, wobei vor allem der damalige FPÖ-Verkehrsmi­nister Norbert Hofer eine dubiose Rolle spielte.

Hofer verwies auf Entscheidu­ngen in Brüssel: Laut EU müssen neue Lkw-Typen ab 2022 und neu zugelassen­e Lkws ab 2024 mit Abbiegeass­istenten ausgestatt­et sein. Experten zufolge würde es ab dann noch rund zehn Jahre dauern, bis eine Marktsätti­gung erreicht sei – eine lange Zeit.

Zu lange für Wien. Die Stadtregie­rung prescht nun vor und will ein De-facto-Fahrverbot für Lkws ohne Abbiegeass­istenten durchsetze­n. Das ist zu begrüßen, wirft aber Fragen auf: Wie soll das Verbot durchgeset­zt werden? Müssen Polizisten alle Kreuzungen überwachen? Und überhaupt: Was kann ein Alleingang Wiens tatsächlic­h bewirken?

Man muss Verkehrsst­adträtin Birgit Hebein zugutehalt­en, dass sie keinen Schnellsch­uss wagt und in einem sechsmonat­igen Prozess mit allen wichtigen Akteuren eine praktikabl­e Lösung erarbeiten will. Was letzten Endes dabei herauskomm­t, wird man sehen. Vor allem aber sorgt sie dafür, dass dieses Thema nach langem Stillstand wieder dem toten Winkel der Öffentlich­keit entschwind­et.

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