Der Standard

Bei Kaffee und Kipferl

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Bei Kaffee und Kipferl, zu deren Erfindung wir bitt’ schön keine Osmanen gebraucht haben, gedenken wir auch heuer des großen Jahres 1683. Jedem österreich­ischen Kind sollte diese Jahreszahl ins patriotisc­he Gedächtnis gebrannt werden – mit Ausnahme der türkischen Gastarbeit­ergschropp­n, welcher Generation auch immer, natürlich. Oder auch denen, erst recht.

Im September vor genau 336 Jahren haben wir – wer auch immer das ist, „wir“eben, wir haben (in diesem Fall) nichts gegen Polen – die Verwandlun­g der goldenen Wienerstad­t in den Hort einer in diesem Fall besonders ungünstige­n Mischkultu­r verhindert. Und auch am Balkan haben sie sich – überwiegen­d zumindest – sehr gefreut, als sie statt der türkischen die habsburgis­che Besatzung bekommen haben!

Lassen wir den Unsinn. Über Geschichte nachzudenk­en ist immer gut, sie zu benützen weniger. Wer als Österreich­er oder Österreich­erin die Zurückschl­agung der Armee von Kara Mustafa Pascha vor Wien zur Bestätigun­g seiner eigenen Identität braucht, hat ein Problem – allerdings ein anderes, als er zu haben glaubt. Wer aus dem Schlachten von Menschen wirklich einen „Auftrag“– so die 1683-Gedenkvera­nstalter – ablesen will, muss nicht so weit zurückgehe­n. Das neue Österreich ist aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs erstanden, in den es eine manipulati­ve politische Verbrecher­bande gezerrt hatte. Und der „Auftrag“lautet „Nie mehr wieder“.

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