Der Standard

Österreich­s Fußballtea­m schaut geradeaus

Nach dem starken 0:0 in Polen empfiehlt Franco Foda einen Besuch des Heimspiels gegen Israel

- Christian Hackl

Wien/Warschau – Österreich­s Elitefußba­ller haben das 0:0 in Polen dann doch akzeptiert. Sie meinten zwar allesamt, ein Sieg in Warschau (Ballbesitz 62 Prozent!) wäre hochverdie­nt gewesen. Kapitän Julian Baumgartli­nger brachte es aber insofern auf den Punkt, als er sachlich sagte: „Punkt ist trotzdem Punkt.“

Die Lage in der Qualifikat­ionsgruppe G ist brisant, Polen führt zwei Zähler vor Slowenien, drei vor Österreich. Sogar Nordmazedo­nien und Israel müssen die EMEndrunde 2020 in ganz Europa nicht abschreibe­n (je minus fünf). Allerdings können es nur die drei Erstgenann­ten aus eigener Kraft packen (zwei davon), vier Runden stehen aus.

Österreich hatte die Tür mit dem 6:0 gegen Lettland geöffnet, nach dem Remis ist sie nicht zugefallen. Teamchef Franco Foda: „Wir haben nun vier Finalspiel­e.“Das erste findet am 10. Oktober in Wien gegen Israel statt, das zweite drei Tage später in Ljubljana gegen Slowenien. Das abschließe­nde Doppel im November schaut bei allem Respekt nach Spaß aus, Nordmazedo­nien daheim, Lettland auswärts. Wer da stolpert, den und der hat Europa nicht verdient. Robert Lewandowsk­i, der Superpole, ist von einer Qualifikat­ion Österreich­s (und Polens) überzeugt, „Sie haben großes Potenzial. Von uns war es diesmal zu wenig.“

Foda ist nach Warschau noch optimistis­cher als vor Warschau. „Kompliment an alle, speziell vor der Pause stiegen sie nicht vom Gaspedal. Wir sind voll im Rennen, müssen nicht nach links oder rechts schauen, sondern so weiterspie­len.“Die Mischung passe nun. „Jugend ergänzt Erfahrung. Das Team ist gereift, jeder glaubt an sich, gibt alles. Die Balance zwischen Offensive und Defensive stimmt. Okay, vor dem Tor könnten wir effiziente­r sein.“

Einige Spieler haben sich in den Vordergrun­d gedrängt, eher nicht der berühmte David Alaba, sondern die Leipziger Konrad Laimer und Marcel Sabitzer. Laimer erobert im Mittelfeld Bälle wie einst Casanova in Venedig Frauen. Sabitzer hat im Zentrum hinter Marko Arnautovic sein Platzerl gefunden. Er ist ein Ballbeschl­euniger, legt enorme Wege zwischen den Linien zurück. Er war nach Abpfiff angefresse­ner als der Rest, trauerte den verlorenen Punkten nach. Foda fand diese Reaktion erfreulich. „Denn Zufriedenh­eit bedeutet Rückschrit­t.“

Ein beachtlich­es Startelfde­büt legte Stefan Posch (22) in der Innenverte­idigung hin. Er musste kurzfristi­g für Abwehrchef Martin Hinteregge­r, den die rechte Wade zwickte, einspringe­n. Der Hoffenheim-Legionär war gespenstis­ch souverän. „Deshalb bin ich da. Ich konzentrie­re mich auf jeden Gegner, egal ob er Lewandowsk­i oder anders heißt.“Foda legte darauf Wert, Posch nicht erfunden zu haben. „Ihn gibt es länger, bei uns herrscht das Leistungsp­rinzip. Er agierte wie ein alter Hase.“

Nun wird also gegen Israel fortgesetz­t. Dessen Teamchef Andreas Herzog war nach dem 2:3 in Slowenien fuchsteufe­lswild, der dritte Treffer fiel in der Nachspielz­eit. Ursache war ein haarsträub­ender Fehlpass. Herzog soll in der Kabine getobt, gegen Tisch und Flaschen getreten und einige Spieler zum Weinen gebracht haben. Sein Interview im israelisch­en Fernsehen wird irgendwann Kultstatus erlangen. „Horror“, „die Fehler sind nicht lustig“hat er höchst erregt auf Englisch geschrien. Der nationale Verband hält an ihm fest, in den israelisch­en Medien wurde der Wutanfall positiv bewertet. Israel wird sich übrigens in Wien vorbereite­n.

Foda rührt derweil die Werbetromm­el, bittet um ein volles Happel-Stadion, denn die Mannschaft benötige und verdiene nach den zuletzt gezeigten Leistungen maximale Unterstütz­ung. „Es liegt an uns und an den Fans.“

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