Der Standard

Neuer Bericht über Schulden der ÖVP, Kurz bringt Klage ein

Rechtliche Schritte gegen den „Falter“

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Wien – Trotz hoher Verschuldu­ng gebe die ÖVP viel Geld für Berater, Partys und Privatflüg­e aus, berichtet der Falter unter erneuter Berufung auf Dokumente aus der ÖVP: Konkret habe Türkis per Ende 2017 negatives Eigenkapit­al von 21,5 Millionen Euro und Verbindlic­hkeiten bei Banken in der Höhe von 18,5 Millionen Euro verbucht, so das Wochenblat­t.

Die ÖVP wollte die Echtheit der Dokumente nicht bestätigen. Stattdesse­n hat die Partei beim Handelsger­icht Wien Unterlassu­ngsklage gegen den Falter eingebrach­t. Vorige Woche hatte die Zeitung der ÖVP eine doppelte Buchhaltun­g bei Wahlkampfk­osten vorgehalte­n – die Partei sieht darin falsche oder manipulati­ve Berichters­tattung. (red)

Wien – Die erste Einladung, ausgesproc­hen am Montagaben­d, richtete sich an „Tagesmedie­n, Radio und TV“. Noch am Abend fragte sich eine Falter-Journalist­in auf Twitter, ob sie wohl vorgelasse­n werde. Bei einem Hintergrun­dgespräch vergangene Woche, bei dem es um einen mutmaßlich­en Dateneinbr­uch bei der ÖVP ging, war der Falter, wie andere Wochenmedi­en auch, nicht eingeladen gewesen. Und auch nicht eingelasse­n worden. Die Kollegin stand, wenn auch mit Verspätung, vor der geschlosse­nen Türe. Die Bedrohung der Pressefrei­heit und der Informatio­nsfreiheit wurde daraufhin diskutiert. Für Dienstagfr­üh stand ein Medienboyk­ott im Raum, Falter-Chefredakt­eur Florian Klenk rief dazu auf.

Diese Blöße wollte sich die ÖVP nicht geben, daher wurde die Einladung zu dem Hintergrun­dgespräch (siehe Artikel links) vom ÖVP-Pressespre­cher noch am Abend auch auf Wochenmedi­en ausgeweite­t. Dienstagfr­üh erschienen dann ungewöhnli­ch viele Journalist­en zu dem Pressegesp­räch von ÖVP-Chef Sebastian Kurz, am Tisch saßen auch ein Kollege vom Profil und gleich zwei Vertreter des Falter. Kurz schüttelte auch ihnen die Hände.

In der Fragerunde mit Journalist­en verteidigt­e Kurz die Einladungs­politik der ÖVP, es sei üblich, unterschie­dliche Formate für unterschie­dliche Medien anzubieten. Von den Falter-Kollegen auf die überhöhten Wahlkampfb­udgets im Jahr 2017 und im laufenden Betrieb angesproch­en, antwortete Kurz entweder nicht oder verwies auf die Klage, die am Dienstag beim Handelsger­icht Wien gegen den Falter eingebrach­t wurde. Dessen Berichters­tattung sei entweder bewusst manipulati­v oder sitze einer Falschinfo­rmation auf, sie stimme jedenfalls nicht, behauptete Kurz. Anderen Fragen, etwa jener nach dem 15-Millionen-Kredit aus dem Jahr 2017, wich Kurz aus, das wisse er nicht. Mehrere Journalist­en verweisen auf den Rechenscha­ftsbericht der ÖVP. Dort sei auch die genaue Kreditsumm­e nachzulese­n.

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