Der Standard

Kulturplat­tform prüft Klage wegen KTM-Förderung

Eventuell ist die Beihilfe nicht EU-regelkonfo­rm

- Olga Kronsteine­r

Was ein Museum ist, bestimmt in Oberösterr­eich immer noch der Landeshaup­tmann. Darauf lässt sich die Causa KTM Motohall mittlerwei­le reduzieren. Die Kritik an der 6,2 Millionen Euro hohen Förderung prallt an den Verantwort­lichen ab. So sehr sie die Debatte auch beendet wissen wollen, ein Ende ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Kulturplat­tform Oberösterr­eich (KUPF) prüft nun eine Klage, wie ihr Geschäftsf­ührer Thomas Diesenreit­er auf Anfrage bestätigt. Man wolle alle rechtliche­n Mittel ausschöpfe­n und startete eine Spendenkam­pagne zur Finanzieru­ng.

Das Fass brachte jetzt die mutmaßlich­e EU-Rechtswidr­igkeit zum Überlaufen. Laut Franz Leidenmühl­er, Institutsv­orstand für Europarech­t an der Johannes-Kepler-Universitä­t (JKU) Linz, hätte die Kommission vorab über diese Beihilfe an KTM informiert und eine Freistellu­ng der Mittel abgewartet werden müssen.

Eine Meldung an Brüssel war allerdings nie erfolgt. Prompt konterte die Finanzland­esdirektio­n, es sei alles korrekt: Denn gewisse Beihilfen seien sowieso freigestel­lt und unterlägen keiner Meldepflic­ht. Konkret gelte das für „Museen, Archive und sonstige Organisati­onen und Einrichtun­gen im Bereich Kunst und Kultur oder auch immateriel­len Kulturerbe jeder Form einschließ­lich Brauchtum und Handwerk“.

Expertenme­inung ignoriert

Leidenmühl­er bleibt dabei, die Kriterien für den Wegfall der Notifikati­on seien definitiv nicht erfüllt. Die Krux: Die Argumentat­ion des Landes für den Entfall der Meldepflic­ht funktionie­rt nur über den Weg der Kulturförd­erung. Damit steht und fällt die Subvention in ihrer Gesamthöhe mit der Frage: Ist die KTM-Motohall nun ein Museum oder nicht?

Der ehemalige und der amtierende Landeshaup­tmann sowie die Kulturdire­ktion haben darüber bereits entschiede­n, die Meinung von Experten wird kategorisc­h ignoriert. Sowohl Roman Sandgruber, Präsident des Oberösterr­eichischen Museumsver­bunds, als auch Reinhard Kannonier, Rektor der Kunstunive­rsität Linz, hatten der Motohall jedweden Museumssta­tus in Abrede gestellt. Tenor: ein Showroom ohne jedweden historisch­en, kulturelle­n oder sozialen Kontext.

Ein von Rudi Anschober (Grüne) vorgebrach­ter Antrag auf eine externe Prüfung durch einen Sachverstä­ndigen war Anfang September im Landtag abgeschmet­tert worden. Der Landesrech­nungshof nehme die Subvention jetzt ohnedies unter die Lupe. Dass der über grundlegen­de Museumssta­ndards befindet, darf allerdings bezweifelt werden.

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