Der Standard

Bildung ist mehr als ein Titel

- Lisa Nimmervoll

Die aktuelle OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“wäre ein guter Anlass, um zumindest ein paar bildungspo­litische Visionen in den Wahlkampf einzuspeis­en. Denn bis jetzt kommt der – mit Ausnahme der Neos, die ihrem Slogan #machtsonst­keiner gerecht werden und das Thema Bildung stetig und auf diversen Kanälen thematisie­ren – so gut wie ohne Bildung aus. Pflichtgem­äßes Einstreuen des Worts und Werts „Bildung“mal hier, mal dort zählt nicht. Das reicht nämlich nicht.

Rhetorisch­e Bildungspo­litik ist ebenso eine Luftnummer wie rhetorisch­e Bildung. Bildung braucht Substanz. Bildungspo­litik auch. Die Zahlen, die die OECD über die Bildungssy­steme der Industrien­ationen vorlegt, liefern dafür wichtige Orientieru­ngspunkte. Jedoch sollte etwas nicht aus dem Blick geraten: Der starke Fokus auf akademisch­e Bildung und Verwertbar­keit auf dem Arbeitsmar­kt – der „Bachelor“tut sich in Österreich laut Studie übrigens noch besonders schwer – darf nicht dazu führen, das vermeintli­ch „untere“Ende der Bildungspy­ramide zu übersehen.

Denn dort geht es um viel – gesamtgese­llschaftli­ch und individuel­l: In Österreich verfügen 15 Prozent der 25- bis 64-Jährigen höchstens über einen Pflichtsch­ulabschlus­s (OECD: 21 Prozent). Ihnen fehlen wichtige Schlüssel zu einem guten, ja besseren Leben. Bildungspo­litik, die das versteht und weiß, dass Bildung mehr ist als ein Titel auf der Visitenkar­te, muss hier und noch viel früher ansetzen.

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