Der Standard

Exoplanet könnte bewohnbar sein

Astronomen haben den bisher lebensfreu­ndlichsten Planeten nach unserer Erde entdeckt: Auf der 110 Lichtjahre entfernten Welt K2-18b herrschen erdähnlich­e Temperatur­en, in ihrer Atmosphäre gibt es Wasserdamp­f.

- David Rennert

Es ist noch keine 25 Jahre her, als Astronomen den ersten Planeten außerhalb des Sonnensyst­ems entdeckten. Wie rasant die Forschung seither vorangesch­ritten ist, zeigt sich nicht nur an der beeindruck­enden Zahl der weiteren Funde (heute sind mehr als 4000 ferne Welten bekannt). Forscher enthüllen auch immer mehr Details über Exoplanete­n.

Ein britisches Forscherte­am präsentier­t nun einen Meilenstei­n: Zum ersten Mal konnte ein Exoplanet identifizi­ert werden, auf dem sowohl lebensnotw­endiges Wasser existiert als auch lebensfreu­ndliche Temperatur­en herrschen. „Wir kennen jetzt zwei Planeten, die solche Bedingunge­n aufweisen: die Erde und K2-18b“, sagt Ingo Waldmann vom University College London, einer der Studienaut­oren, zum STANDARD.

K2-18b befindet sich rund 110 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Löwe und ist bereits seit einigen Jahren bekannt. Doch erst jetzt konnten Forscher mithilfe von Beobachtun­gsdaten des Hubble-Weltraumte­leskops nachweisen, dass die Atmosphäre dieses Planeten Wasserdamp­f enthält. Wie Waldmann und Kollegen im Fachblatt Nature Astronomy berichten, konnte Wasser zuvor nur in den Hüllen von Gasplanete­n aufgespürt werden.

Bewohnbare Welt?

K2-18b ist aber wie unsere Erde ein Gesteinspl­anet, wenn auch mit deutlich anderen Dimensione­n. Er ist etwa doppelt so groß wie unser Planet und hat die achtfache Masse. Auch sonst gibt es markante Unterschie­de: K2-18b umrundet seinen Stern in geringem Abstand, ein Jahr dauert dort nur 33 Tage. Sein Zentralges­tirn ist aber ein kühler Zwergstern, der nur etwa halb so groß ist wie die Sonne. Den Berechnung­en der Forscher zufolge dürfte es auf dem Exoplanete­n daher trotz seiner engen Umlaufbahn ähnliche Temperatur­en geben wie auf der Erde. Demnach ist auch flüssiges Wasser auf der Oberfläche möglich. Diese Welt könnte also durchaus bewohnbar sein.

Gelungen ist der atmosphäri­sche Wassernach­weis durch die Transit-Spektrosko­pie: Während der Planet vor seinem Stern vorbeizieh­t, wird seine Gashülle vom Licht durchschie­nen und gibt Informatio­nen über ihre Zusammense­tzung preis. Dank einer speziellen Software gelang es, in Hubble-Aufnahmen solcher Transite von K2-18b die molekulare Signatur von Wasser aufzuspüre­n. Darüber hinaus fanden sich Hinweise auf Wasserstof­f und Helium – Genaueres lässt sich noch nicht sagen, denn das Hubble-Weltraumte­leskop ist nicht für solche Untersuchu­ngen konzipiert worden. „Das wirklich Aufregende ist aber, dass man mit den nächsten Teleskopen dort wirklich nach Signaturen von Leben suchen kann“, sagt Waldmann.

Vor allem mit dem James-WebbWeltra­umteleskop, das 2021 ins All starten soll, sind große Hoffnungen verbunden. Das bisher leistungsf­ähigste Teleskop im All soll ein weitaus größeres Lichtspekt­rum abdecken und damit auch den Nachweis von Molekülen ermögliche­n, die biologisch­en Ursprungs sind. Mit K2-18b gibt es nun einen besonders aussichtsr­eichen Kandidaten für die Fahndung nach außerirdis­chem Leben. Waldmann zufolge wird die Suche dort sogar einfacher sein als in unserem eigenen Sonnensyst­em, weil die Atmosphäre so gut beobachtba­r ist. „Wenn chemische Signaturen vorhanden sind, werden wir sie sehen.“

Genauere Informatio­nen über die Beschaffen­heit von K2-18b gibt es freilich noch nicht. Die Forscher nehmen aber an, dass es dort Wolken geben muss, wenngleich keine dicke und durchgängi­ge Wolkendeck­e, denn sonst wäre die Signatur blockiert worden.

Ob die Planetenob­erfläche mit Wasser bedeckt oder trocken ist, bleibt vorerst Spekulatio­n. Die Forscher gehen jedenfalls davon aus, dass es eine Vielzahl von Planeten wie K2-18b gibt. Es sind aufregende Zeiten für die Exoplanete­nforschung.

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 ??  ?? Künstleris­che Darstellun­g von K2-18b. Der Nachweis von Wasser in der Gashülle macht den Planeten zum bisher aussichtsr­eichsten Kandidaten für die Suche nach Leben.
Künstleris­che Darstellun­g von K2-18b. Der Nachweis von Wasser in der Gashülle macht den Planeten zum bisher aussichtsr­eichsten Kandidaten für die Suche nach Leben.

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