Der Standard

Stadtluft macht grün

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Der ÖVP-Klubobmann August („Gust“) Wöginger ist laut einem Zeitungspo­rträt ein begeistert­er Innviertle­r. Offenbar auch ein treuer Befolger der Maxime, die in der oberösterr­eichischen Landeshymn­e zum Ausdruck kommt: „Dahoam is dahoam, wannst net fort muaßt, so bleib. Denn die Hoamat is ehnter, der zweit Muaderleib.“

Wöginger hat nämlich bei einer Wahlverans­taltung daheim die folgende Gedankenke­tte von sich gegeben: „Es kann ja nicht sein, dass unsere Kinder nach Wean fahren und als Grüne zurückkomm­en. Wer in unserem Hause schlaft und isst, hat auch die Volksparte­i zu wählen.“

Das ist so lustig, dass es schon nicht mehr lustig ist. Da schimmert ja nicht nur ein reaktionär­es Familienve­rständnis von circa 1953 durch, sondern die noch ältere aggressive Abneigung der konservati­ven Provinz gegen die verderbte Metropole. Das hatten wir schon einmal, in der Ersten Republik, die auch eine Geschichte der offizielle­n christlich-sozialen und deutschnat­ionalen Feindselig­keit gegenüber dem Roten Wien war.

Aber wenn jemand die rhetorisch­e Figur verwendet „Es kann ja nicht sein …“, dann ist das meist nur noch ein Ableugnen einer ungeliebte­n Realität. So könnte man Wöginger entgegnen: „Doch, lieber türkiser Klubobmann, es kann sehr wohl sein, dass Kinder sich von veralteten Herrschaft­sverhältni­ssen emanzipier­en. Vielleicht sogar einmal Ihre eigenen.“

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