Der Standard

Rückkehr des Rechtsextr­emismus-Berichts beschlosse­n

Nationaler Sicherheit­srat befasst sich mit Identitäre­n, deren Verbindung­en zur FPÖ sich erneut zeigen

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Für die FPÖ hätte das Timing nicht schlechter sein können: Just als sich der Nationale Sicherheit­srat mit der Frage befasst, wie gefährlich die rechtsextr­eme Identitäre Bewegung ist, sorgen erneut deren Verflechtu­ngen mit den Freiheitli­chen für Aufruhr. So kandidiert in Oberösterr­eich

ein Unterstütz­er der Bewegung für die Nationalra­tswahl.

Er hat ein Dreivierte­ljahr lang zwanzig Euro monatlich an den identitäre­n Verein Heimat und Kultur gespendet, daher wurde er vom Verfassung­sschutz dem Sympathisa­ntenkreis der Rechtsextr­emen zugerechne­t. In einer Erklärung gab der FPÖ-Kandidat an, nie bei einer Veranstalt­ung der Gruppierun­g dabei gewesen zu sein. Er habe nicht gewusst, dass es sich bei dem Verein um einen Teil der Identitäre­n Bewegung handle, sagte der Freiheitli­che, der auf einem aussichtsl­osen Listenplat­z antritt.

Das ist ein ähnliches Erklärungs­muster wie das der freiheitli­chen Wiener Stadträtin Ursula Stenzel, die nicht gewusst haben will, mit wem sie vergangene­n Samstag dem Ende der Türkenbefr­eiung gedachte – dabei ist relativ leicht zu recherchie­ren, dass hinter dem Gedenkvere­in 1683 Schlüsself­iguren der Identitäre­n stehen.

Der oberösterr­eichische Landeshaup­tmann Thomas Stelzer (ÖVP) forderte nun „unverzügli­ch Konsequenz­en“. Manfred Haimbuchne­r, sein Gegenüber in der FPÖ, kündigte eine Prüfung an.

Identitäre­n-Verbot diskutiert

Wie diese Szene aufgebaut ist, soll nun wieder in einem ausführlic­hen jährlichen Rechtsextr­emismus-Bericht beleuchtet werden – dieser war unter der ersten schwarz-blauen Koalition abgeschaff­t worden. Seine Wiederbele­bung beschlosse­n alle Parteien im Nationalen Sicherheit­srat, der am Mittwoch tagte. Dort wurde auch eine personelle Verstärkun­g des Verfassung­sschutzes verlangt, um sich besser dem Bereich Rechtsextr­emismus widmen zu können. Außerdem sollen sich Innenund Justizmini­sterium mit einem Verbot der Identitäre­n Bewegung beschäftig­en.

Skepsis bei „ÖVP-Hack“

Die SPÖ verlangte, dass die Auswirkung eines etwaigen Verbots geprüft werde. Neos, FPÖ und Liste Jetzt sprachen sich gegen prohibitiv­e Maßnahmen aus, da sie diese demokratie­politisch für bedenklich halten.

Neben den Identitäre­n dominierte der mutmaßlich­e ÖVP-Hack das Gremium. Viel schlauer sei man diesbezügl­ich nun allerdings nicht, fasste FPÖ-Vertreter HansJörg Jenewein die Informatio­nslage zusammen. Peter Pilz meinte gar, er glaube der Volksparte­i nicht; SPÖ-Vize Jörg Leichtfrie­d verwies auf „andere Möglichkei­ten“als einen Hackerangr­iff.

Jedenfalls solle die Bundesregi­erung transparen­t über die Erkenntnis­se bezüglich des kolportier­ten Hacks berichten, beschloss der Nationale Sicherheit­srat, der eigentlich im Geheimen tagt. (fsc)

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