Rund um die Uhr erreichbar für 33.000 Euro
Der ÖVP ist die Beratung durch Stefan Steiner mehr wert als die Führung der Partei
Was trotz parlamentarischer Anfragen und nachbohrender Journalisten lange ein Fragezeichen geblieben war, wurde nun durch die Enthüllungen der Wiener Wochenzeitung Falter rund um die kreative ÖVPBuchhaltung ans Tageslicht gebracht: die Höhe des Beratergehalts des „Sparringpartners“, „Coachs“und „Masterminds“von Sebastian Kurz, wie Stefan Steiner von verschiedenen Insidern und Journalisten immer wieder genannt wurde. 33.000 Euro brutto soll der gebürtige Niederösterreicher monatlich von der Volkspartei für seine beratende Funktion erhalten, und damit mehr als doppelt so viel, wie Kurz als Klubobmann für die Führung der Partei im Parlament kassieren könnte, wenn er diesen Job denn annehmen würde – worauf er nach seiner Abwahl aber medienwirksam verzichtete.
Auch diese Idee könnte durchaus aus Steiners Feder stammen. Immerhin soll er maßgeblich an allen strategischen und imagepolitisch klugen Entscheidungen von Kurz beteiligt gewesen sein, seit dieser 2011 Integrationsstaatssekretär wurde und Steiner auf Anraten Josef Prölls als Büroleiter installierte. Wenngleich Kurz noch 2014 mahnte, dass es in Österreich
sehr viele Zuwanderer gebe, die sich aufgrund einer mangelnden Willkommenskultur noch nicht heimisch fühlen, soll Steiner ihm geraten haben, 2015 keine Flüchtenden am Westbahnhof zu empfangen. Wohl nur deshalb konnte Kurz später mehr oder weniger glaubhaft vermitteln, die berüchtigte „Balkanroute“– angeblich auch ein Steiner’scher Spin – geschlossen zu haben, ohne vom politischen Kontrahenten und späteren Koalitionspartner wie viele andere als „Willkommensklatscher“diffamiert zu werden.
In einem Kennenlerngespräch mit der Zeit sagte Steiner, der besonders in den Stunden und Tagen nach Ibiza nie von Kurz’ Seite wich und für einen klaren Schnitt mit der FPÖ plädiert haben soll, dass Kurz bei ihm „seine eigene Meinung challengen oder eine zweite Meinung einholen kann“. Auch sei er, der einst als Minister gehandelt wurde, dann aber doch lieber mehr Zeit mit der Familie verbringen wollte, 24 Stunden telefonisch erreichbar.
Auch SPÖ mit teurem Berater
Die ÖVP kommentierte die fürstliche monatliche Gage bisher nicht. Die Verantwortlichen setzen wohl auch darauf, dass der Erfolg von Kurz bei der vergangenen Wahl und auch seine durchwegs positiven Umfragen die Parteifunktionäre milde stimmen.
Gegenteiliges war von der SPÖ zu hören, als Anfang des Jahres bekannt wurde, dass Nedeljko Bilalic für seine Beratungen von Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda und SPÖ-Parteiobfrau Pamela Rendi-Wagner 24.000 Euro monatlich kassieren soll. Mangels sichtbarer Erfolge waren viele „stinksauer“. Drozda verteidigte die Gage damit, dass dieser ja nicht angestellt sei und noch Umsatzsteuer und Sozialversicherung abliefern müsse. (faso)