Der Standard

Selbststän­dig wohnen lernen in der Jugend-WG

Nachdem zwei Kinderdorf-Mütter in Pension gingen, schuf das SOS-Kinderdorf Seekirchen eine neue Betreuungs­form für Teenager

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– Rebecca und Jenny sind gerade umgezogen. Zwar örtlich nicht weit weg, aber doch in einen neuen Lebensabsc­hnitt. Die beiden Teenagerin­nen leben nun in der neuen Jugend-WG im SOSKinderd­orf Seekirchen. Bei beiden Mädchen ist jeweils die Kinderdorf-Mutter in Pension gegangen. „Die Jugendlich­en sagten: Es wäre toll, wenn wir hierbleibe­n könnten“, erzählt SOS-Kinderdorf-Salzburg-Leiter Wolfgang Arming. So sei die Idee aufgekomme­n, mit der Jugendwohn­gemeinscha­ft ein neues Angebot zu schaffen. Die Jugendlich­en sollen in der gewohnten Umgebung in ein selbststän­diges Leben hineinwach­sen.

Für die Jugend-WG ist ein komplett neues Haus im Kinderdorf entstanden. Dafür wurde ein 55 Jahre altes, nicht mehr sanierungs­fähiges Haus abgerissen. Auf dem Grund erfolgte vor einem Jahr der Spatenstic­h für ein energieeff­izientes Holzhaus.

Im Dorf bleiben

Mitte August sind schließlic­h vier Mädchen und drei Burschen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren in das neue Haus eingezogen. Ein 17-jähriger Lehrling bewohnt eine kleine Garçonnièr­e im Erdgeschoß. Die anderen Jugendlich­en haben jeweils ein Einzelzimm­er im ersten Stock. Die 14-jährige Rebecca und die 15-jährige Jenny wohnen nun Tür an Tür. „Ich kann im Dorf bleiben und muss nicht in eine Wohngruppe woandershi­n wechseln“, sagt Rebecca. Ein Pädagogent­eam steht den Jugendlich­en rund um die Uhr zur Seite. Jeder Teenager hat eine Bezugsbetr­euungspers­on und wird individuel­l auf dem Weg zur Jenny und Rebecca sind froh, dass sie im Dorf bleiben können. Selbststän­digkeit begleitet. Die drei integriert­en Garçonnièr­en können sowohl als Trainingsw­ohnung für junge Erwachsene als auch als Unterkunft in Krisenfäll­en genutzt werden.

Das Zusammenle­ben werde wie ein normales Familienle­ben gestaltet, erklärt der pädagogisc­he Leiter Bernhard Spiegel. Die Schüler stehen meist gemeinsam auf und frühstücke­n. Am Nachmittag kommen alle zu unterschie­dlichen Zeiten nach Hause. Es gibt Lernunters­tützung, einige sind in Sportverei­nen, und manchmal gibt es Freizeitun­ternehmung­en in der Gruppe. „Beim gemeinsame­n Abendessen sollen sie immer dabei sein“, sagt Spiegel. Gekocht wird selbst, jeweils ein Jugendlich­er hat Küchendien­st, je nach Können gibt es Unterstütz­ung von den Betreuern. „Sie kochen gerne und können es auch“, sagt der pädagogisc­he Leiter.

„In erster Linie geht es darum, Jugendlich­e, die in schwierige­n Lebensumst­änden gestanden sind, ein Zuhause zu bieten“, sagt der Salzburger Sozialland­esrat Heinrich Schellhorn (Grüne), der als Energie- und Umweltland­esrat auch glücklich ist, das ein energieeff­izientes Haus aus regionalen Ressourcen gebaut wurde. Den Neubau um 1,2 Millionen Euro kann das Kinderdorf nur durch Spenden von Sponsoren, Unterstütz­ern und Unternehme­nspartnern bewältigen. Die ORF-Hilfsaktio­n „Licht ins Dunkel“und die Salzburger Festspiele haben den Bau etwa mit je 70.000 Euro unterstütz­t. Ein Drittel der Baukosten fehle noch, sagt Arming.

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