Robo-Advisor kommen nicht recht vom Fleck
Deutsche Sparer mögen’s lieber traditionell
– Die Möglichkeit automatisierter Geldanlagen im Internet dringt nur langsam zu Sparern vor. Die Roboterplattformen, bei denen Anleger Geld in Fonds-Portfolien investieren können, finden weniger Anklang als erwartet. Zumindest in Deutschland, erklärt die Beratungsgesellschaft Oliver Wyman. Das liege nicht nur daran, dass viele Deutsche der Börse misstrauen, sondern auch an den Banken, die im Vertrieb oft lukrative eigene Fonds bevorzugen.
„Die Hoffnungen der Branche haben sich nicht erfüllt“, sagt Matthias Hübner, Partner bei Oliver Wyman. Viele Anbieter digitaler Vermögensverwalter, darunter Start-ups, hätten die Bedeutung einer bekannten Marke und die Kosten für Kundenakquise unterschätzt. Zudem richteten sich Robo-Advisors an eine Nische von Kunden, die gerne Internetangebote nutzen und zugleich an Wertpapieren interessiert sind. „Beides zusammen ist selten.“
Bei den Robo-Angeboten machen Sparer Angaben zum Anlagezeitraum, zu ihrem Einkommen und zu ihren Risikoneigungen. Danach schlägt ein Computer ein Standardportfolio vor – meist aus Indexfonds (ETF) von Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Immobilien. Manche Anbieter passen das Portfolio automatisch an, wenn Börsenrisiken wachsen, andere setzen die Aufteilung nach einer Zeit zurück. Der Vorteil: Anleger müssen sich nicht selbst im Wertpapierdschungel orientieren.
Erste Rückzüge
Geldanlage-Roboter würden Sparern den Vorteil einer vereinfachten Vermögensverwaltung bieten, sagt der Verbraucherzentrale Bundesverband. Die Qualität der noch recht neuen Instrumente sei für Anleger aber schwer zu beurteilen: „Verbraucher müssen nachvollziehen können, was und wie Algorithmen bei der Geldanlage entscheiden.“Der Fondsverband BVI meint, Anleger bräuchten Vorkenntnisse an der Börse. Doch viele Erfahrene investieren alternativ lieber eigenständig in ETFs, was noch billiger ist.
Hübner beobachtet schon erste Übernahmen und Rückzüge bei Robos. „Dieser Trend wird sich beschleunigen.“Zwar habe sich das verwaltete Vermögen der Robo-Advisor 2018 mit 2,8 Mrd. Euro mehr als verdoppelt, so Wyman. Damit blieb es aber deutlich unter den Erwartungen der Berater in der Höhe von drei bis vier Mrd. Euro. Zum Vergleich: In klassischen Investmentfonds haben deutsche Privatanleger laut Bundesbank rund 600 Mrd. Euro investiert. (dpa)