Es war der Wein und nicht die Wade
Martin Hinteregger hat das Spiel gegen Polen aus disziplinären Gründen verpasst
– Du sollst nicht lügen, lautet ungefähr das achte Gebot. Insofern hat der österreichische Fußballbund (ÖFB) keine Sünde begangen, denn von Notlügen steht in der Bibel nichts. Es war Montagabend in Warschau, als eine Stunde vor Anpfiff mitgeteilt wurde, dass Abwehrchef Martin Hinteregger aufgrund von muskulären Problemen in der rechten Wade gegen Polen ausfällt. Was nachvollziehbar klang, denn er hatte im Trainingslager in Saalfelden zwei Einheiten auslassen müssen.
Mittwochfrüh, lange nach dem respektablen 0:0, meldeten die Webseiten der Kleinen Zeitung und Salzburger Nachrichten, dass Hinteregger aus disziplinären Gründen gefehlt habe. Er hatte den Zapfenstreich um halbe Ewigkeiten überzogen, kam erst Sonntagfrüh ins Salzburger Teamhotel gewankt. Gerade noch rechtzeitig zum Abflug nach Warschau. Offiziell hätte er Samstagabend um 21.30 Uhr im Quartier sein müssen. Nüchtern. Pech für den Kärntner war, dass er ausgerechnet am 7. September, also am Tag nach dem 6:0 gegen Lettland, 27 Jahre alt geworden ist. Und das gehört in Hintereggers Weltbild ordentlich gefeiert. Mit Freunden, in Flachau.
Der ÖFB bestätigte die Medienberichte. In einer Mitteilung wurde Teamchef Franco Foda zitiert. „Aufgrund der Wichtigkeit des Spiels haben wir den Fokus voll auf das Sportliche gelegt und das Thema bewusst intern abgehandelt. Martin hat sein Fehlverhalten eingesehen und sich entschuldigt.“Der Sünder gab sich reuig: „Ich habe meinen Geburtstag gefeiert und hier eine Grenze überschritten.“
Der bodenständige Hinteregger neigt zu Ausschweifungen. Im Juli sorgte ein Handyvideo für Aufsehen. Damals noch bei Augsburg unter Vertrag, wurde er bei einem nächtlichen Ausflug während des Trainingslagers in Bad Häring gefilmt. Verwackelt. Mittlerweile wurde er um rund 15 Millionen Euro von Eintracht Frankfurt verpflichtet. Auf dem Spielfeld lässt er sich nie etwas zuschulden kommen, 42 Ländermatches bestätigen das. Hinteregger gibt immer alles. Stefan Posch ersetzte ihn gegen Polen übrigens hervorragend und sehr nüchtern. Ob der Abwehrchef zum nächsten Lehrgang einberufen wird (10. Oktober Israel, 13. Oktober Slowenien), ist offen. Vermutlich ja.