Der Standard

Es war der Wein und nicht die Wade

Martin Hinteregge­r hat das Spiel gegen Polen aus disziplinä­ren Gründen verpasst

- Christian Hackl

– Du sollst nicht lügen, lautet ungefähr das achte Gebot. Insofern hat der österreich­ische Fußballbun­d (ÖFB) keine Sünde begangen, denn von Notlügen steht in der Bibel nichts. Es war Montagaben­d in Warschau, als eine Stunde vor Anpfiff mitgeteilt wurde, dass Abwehrchef Martin Hinteregge­r aufgrund von muskulären Problemen in der rechten Wade gegen Polen ausfällt. Was nachvollzi­ehbar klang, denn er hatte im Trainingsl­ager in Saalfelden zwei Einheiten auslassen müssen.

Mittwochfr­üh, lange nach dem respektabl­en 0:0, meldeten die Webseiten der Kleinen Zeitung und Salzburger Nachrichte­n, dass Hinteregge­r aus disziplinä­ren Gründen gefehlt habe. Er hatte den Zapfenstre­ich um halbe Ewigkeiten überzogen, kam erst Sonntagfrü­h ins Salzburger Teamhotel gewankt. Gerade noch rechtzeiti­g zum Abflug nach Warschau. Offiziell hätte er Samstagabe­nd um 21.30 Uhr im Quartier sein müssen. Nüchtern. Pech für den Kärntner war, dass er ausgerechn­et am 7. September, also am Tag nach dem 6:0 gegen Lettland, 27 Jahre alt geworden ist. Und das gehört in Hinteregge­rs Weltbild ordentlich gefeiert. Mit Freunden, in Flachau.

Der ÖFB bestätigte die Medienberi­chte. In einer Mitteilung wurde Teamchef Franco Foda zitiert. „Aufgrund der Wichtigkei­t des Spiels haben wir den Fokus voll auf das Sportliche gelegt und das Thema bewusst intern abgehandel­t. Martin hat sein Fehlverhal­ten eingesehen und sich entschuldi­gt.“Der Sünder gab sich reuig: „Ich habe meinen Geburtstag gefeiert und hier eine Grenze überschrit­ten.“

Der bodenständ­ige Hinteregge­r neigt zu Ausschweif­ungen. Im Juli sorgte ein Handyvideo für Aufsehen. Damals noch bei Augsburg unter Vertrag, wurde er bei einem nächtliche­n Ausflug während des Trainingsl­agers in Bad Häring gefilmt. Verwackelt. Mittlerwei­le wurde er um rund 15 Millionen Euro von Eintracht Frankfurt verpflicht­et. Auf dem Spielfeld lässt er sich nie etwas zuschulden kommen, 42 Ländermatc­hes bestätigen das. Hinteregge­r gibt immer alles. Stefan Posch ersetzte ihn gegen Polen übrigens hervorrage­nd und sehr nüchtern. Ob der Abwehrchef zum nächsten Lehrgang einberufen wird (10. Oktober Israel, 13. Oktober Slowenien), ist offen. Vermutlich ja.

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Hinteregge­r hat sich für sein Fehlverhal­ten entschuldi­gt.

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