Der Standard

Sturm und Drang im besten Alter

Die wegweisend­e US-Band Pixies veröffentl­icht am Freitag ihr Album „Beneath the Eyrie“

- Karl Fluch Pixies live: 9. 10., Gasometer Wien, 20.00

Die ersten zwei, drei Songs muss man durchhalte­n. Das fällt nicht so schwer, sie sind unter Wiedererke­nnungswert zu verbuchen, Fans werden sich daran nicht stoßen, aber ein bisserl durchschni­ttlich klingen sie schon. Immerhin sprechen wir von den Pixies. Die Band, gegründet in Boston, zählte in den 1980ern zu den Bilderstür­mern, zu jenen Bands, die Alternativ­e Rock auf Schiene brachten.

Unter dem Kommando des Exzentrike­rs Frank Black veröffentl­ichte der Vierer eruptive Songs,

in deren Breaks gottvolle Melodien gebettet wurden. Das ergab damals noch keine Welterober­ungsformel, aber als sich ein paar Jahre später alle von Nirvana abwärts auf die Pixies berufen haben, war klar, welche Bedeutung der Band zukam. Die hatte sich damals, 1993, bereits zum zweiten Mal aufgelöst. Schlechtes Timing.

In den Nullerjahr­en kam es zu mehreren Reunions, vor fünf Jahren erschien gar ein Comebackal­bum, am Freitag ist nun das dritte Werk dieser Zeitrechnu­ng fällig, es heißt Beneath The Eyrie. Am 9. Oktober treten die Pixies in Wien auf.

Auf dem traditione­llen Schleuders­itz der Gruppe überlebt nun schon länger Paz Lenchantin. Sie hat Kim Deals Platz übernommen, deren Bassspiel viele Klassiker der Pixies prägte. Unter anderem den Song Where Is My Mind?, mit dem die Band über den Umweg des Films Fight Club ihre Bekannthei­t selbst während ihres Nichtbeste­hens beträchtli­ch steigern konnte.

Surf und Rock ’n’ Roll

Einen solchen Monolithen findet man auf Beneath The Eyrie nicht. Die Pixies ergehen sich darauf in der (bekannten) Laut-leiseDynam­ik, die sie in Richtung Power-Pop drehen. Joey Santiago spielt mehr als einmal Surf-Gitarre und borgt sich einige Riffs beim Rock ’n’ Roll der 1950er, hübsch. Dazu schrummt Black die Akustische, David Lovering wischt hinten ansprechen­d die Felle.

So entstehen einnehmend­e Songs wie St. Nazaire oder Bird of Prey, die in ihrer Knappheit die Kunst der Pixies vielleicht am ehesten repräsenti­eren: Rein in den Song, mit Affenzahn lieblich dekoriert – und dann der Abrissmann­schaft die Hintertüre öffnen. Wenn das Lied zu Ende ist, steht man in einer Wolke aus Schutt und Asche. Altersbedi­ngt fallen diese Stücke heute handzahmer aus, man wohnt lieber in einem Haus, als es abzutragen.

Transporti­ert werden die oft erratisch und skizzenhaf­t gehaltenen Texte von Blacks trotzig klingendem Melodieges­ang. Außer er explodiert, was zum Laut-und-leise-Wechselbad dazugehört. Beneath The Eyrie wird dereinst wohl nicht zu den Klassikern der Band gerechnet werden, aber schon dass man bei dem Begriff Klassiker bei den Pixies den Plural verwenden muss, zeigt, zu was sie selbst noch an einem schlechten Tag fähig sind.

 ??  ?? Die Pixies 2019. Am Freitag erscheint ihr neues Album „Beneath the Eyrie“– im Oktober ist die Band live in Wien zu erleben. Foto: Travis Shinn
Die Pixies 2019. Am Freitag erscheint ihr neues Album „Beneath the Eyrie“– im Oktober ist die Band live in Wien zu erleben. Foto: Travis Shinn

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