Der Standard

Klimabudge­t und Hitzeplan für Wien

Die rot-grüne Regierung will das Budget künftig auf Klimafreun­dlichkeit prüfen. Ein Expertenra­t steht dem Bürgermeis­ter zur Seite, um die Reduktion der Treibhausg­asemission­en zu erreichen.

- Rosa Winkler-Hermaden

Im Unterschie­d zur Bundeseben­e wird in Wien gearbeitet“, eröffnet Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) das Pressegesp­räch anlässlich der rot-grünen Klausur am Mittwoch im Rathaus. Er kann sich die Bemerkung im derzeit laufenden Nationalra­tswahlkamp­f nicht verkneifen. Mit Vizebürger­meisterin Birgit Hebein (Grüne) tritt er vor die Medien, um Maßnahmen gegen den Klimawande­l zu präsentier­en.

So soll in Wien künftig ein Klimabudge­t verabschie­det werden, um das Ziel der Reduktion der Treibhausg­asemission­en pro Kopf um minus 50 Prozent bis 2030 zu erreichen. Das Budget der Stadt Wien soll in Hinsicht auf Klimaschut­zverträgli­chkeit analysiert und evaluiert werden. In weiterer Folge sind Lenkungsma­ßnahmen geplant, um etwa Luftschads­toff-, Feinstaub- und Lärmemissi­onen zu minimieren. Ins Detail gingen die Verantwort­lichen jedoch noch nicht. Gestartet ist das Projekt mit September, bis April 2020 soll das Klimabudge­t fertig sein und ab dann jährlich erstellt werden.

Prominente­r Expertenra­t

Außerdem setzt die Stadt Wien einen Klimarat ein. Sechs Wissenscha­fterinnen und Wissenscha­fter sind an Bord, etwa Sigrid Stagl und Verena Madner von der Wirtschaft­suniversit­ät Wien oder Karl Steininger vom Institut für Volkswirts­chaftslehr­e an der Uni Graz. Sie stehen dem Bürgermeis­ter und der Vizebürger­meisterin künftig zur Seite, um sie in Klimafrage­n zu beraten.

Schon in den vergangene­n Monaten, während des Rekordsomm­ers, setzte die Stadt vermehrt Maßnahmen im Bereich Hitzebekäm­pfung. So führte GrünenChef­in Hebein die „coolen Straßen“in drei Wiener Bezirken ein. Das Projekt soll ausgedehnt werden. Hebein spricht von 23 Straßen, in denen für Grünraum und Abkühlung gesorgt werden soll.

Geplant ist außerdem die Erstellung eines ressortübe­rgreifende­n Hitzeplans für den nächsten Sommer. Einerseits soll für Abkühlung an den Hitzepolen gesorgt werden, aber auch soziale Fragen sind inkludiert. So will man kühle Räume, etwa Kirchen, öffnen und für Ältere einen Begleitser­vice organisier­en, damit sie an heißen Tagen ihren Alltag bewältigen können.

Ludwig strich das Thema Bauen hervor. Wien möchte bei Neubauten ressourcen­schonend vorgehen und nannte als Vorbild den Campus in der Berresgass­e im 22. Bezirk. Auch soll es Vorkehrung­en zum Schutz von Starkregen geben. Wien-Kanal errichtet im 23. Bezirk aktuell ein Speicherbe­cken für bis zu zehn Millionen Liter Regenwasse­r. Fertiggest­ellt wird es 2020.

Weniger Autos

Hebein sprach schließlic­h einen Punkt an, der in der Koalition immer wieder für Meinungsve­rschiedenh­eiten sorgt: die Reduktion des Verkehrsau­fkommens. Zwar sind sich SPÖ und Grüne einig, dass die Zahl der Einpendler reduziert werden müsse. Unterschie­dliche Auffassung­en gibt aber es bei der Frage des Wie. Hebein stellte klar, dass sie „ohne Tabus“diskutiere­n wolle. Eine Citymaut schließen die Grünen nicht aus. Bundespart­eichef Werner Kogler nannte im STANDARD als möglichen Zeitpunkt für eine Einführung das Jahr 2023.

Die Harmonie in der Koalition dürfte derzeit, ein Jahr vor der nächsten Wien-Wahl, dennoch passen. „In Wien sehe ich keinen Grund für vorgezogen­e Wahlen“, hielt Ludwig fest.

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Noch ein Jahr bis zur Wien-Wahl: Birgit Hebein (Grüne) und Michael Ludwig (SPÖ) brachten die letzten Maßnahmen auf den Weg – ganz im Zeichen des Klimaschut­zes.

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