Salwa Nakkara: Sprache bildet eine Welt ab
Ich spiele in Vögel die Großmutter, die in Jerusalem lebt und Hebräisch und Englisch spricht. Ich selbst lebe in Haifa, bin Palästinenserin, meine Muttersprache ist Arabisch. Ich habe in den vergangenen 35 Jahren oft in jüdischen Theatern in Israel gespielt, insofern ist es für mich nicht ungewöhnlich, nicht in meiner Muttersprache auf der Bühne zu stehen.
Wenn man in einer bestimmten Sprache spielt, muss man auch in ihr denken. Ansonsten wird man eine Figur auf der Bühne kaum zum Leben erwecken. Das erfordert in einer Fremdsprache viel Übung. Ich arbeite seit einem Jahr in einer internationalen Theatertruppe, wir koproduzieren mit vielen Theatern und spielen in unterschiedlichen Sprachen. Das ist eine große Bereicherung, weil Sprache nicht nur aus Worten besteht.
Sprache ist wie Musik, die eine Kultur widerspiegelt. Arabisch schillert in so vielen Farben, es gibt viele Sprachbilder, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Spricht man Arabisch, dann spiegelt sich das auch in der Mimik, im Körper wider. Genauso ist es in anderen Sprachen. Das ist in Zeiten, in denen Rassismus und Nationalismus um sich greifen, wichtig. Ich weiß, dass Übertitel auf der Bühne nicht jedermanns Sache sind. Aber es zahlt sich aus, sich auf sie einzulassen. Bitte verlieren Sie dabei aber nicht den Schauspieler aus den Augen! Unter Umständen geht man einfach ein zweites Mal in eine Vorstellung.