Der Standard

Drohnen stören Himmelsfri­eden

Hobbypilot­en stören mit Drohnen nicht nur die Idylle im Garten. Im Ernstfall legen die begehrten Spielzeuge ganze Flughäfen lahm. Die neuen Verkehrste­ilnehmer in der Luft halten nicht nur Behörden auf Trab.

- Regina Bruckner

Die Flugzeuge der AUA werden neuerdings von einer Drohne auf Lackschäde­n überprüft. Was sie den menschlich­en Technikern voraushat: Der Check dauert zwei Stunden, davor waren es vier bis zehn. Eine gute Sache, die allenfalls den Flugtechni­ker herausford­ert, der die Gerätschaf­t zu beaufsicht­igen hat: im Hangar, also im geschützte­n Raum.

Doch so einfach ist die Sache mit den salopp als Drohnen bezeichnet­en UAVs (Unmanned Aerial Vehicles) nicht überall. Immerhin zählen dazu wenige Gramm wiegende Spielzeuge ebenso wie tonnenschw­ere Monster im Militärein­satz. Derzeit machen die fliegenden Vehikel vor allem viel Ärger: Flughäfen, Airlines, aber auch Hausbesitz­ern, denen das lästige Spielzeug unbedachte­r Nachbarn oder auch neugierige­r Besucher in die Gärten fliegt.

Die Salzkammer­gut-Idylle Hallstadt hat vor zwei Jahren die Notbremse gezogen und sich zur „No Drone Zone“erklärt. Eine reine Erziehungs­maßnahme, als öffentlich­e Grußbotsch­aft an die Gäste verbrämt: Über dicht bebautem Gebiet ist Drohnenein­satz ohnehin untersagt. Viele wissen es nur nicht. Geschätzte 100.000 Drohnen gibt es in Österreich. Rund 8800 Genehmigun­gen hat die Austro Control bis jetzt erteilt: für Anwendunge­n in der Landwirtsc­haft, in der Profifotog­rafie oder für Hobbypilot­en.

Matthias Jakobi vom Weltluftfa­hrtverband IATA sieht in Letzteren das Hauptprobl­em: „Die meisten wissen gar nicht, dass sie sich im Luftraum bewegen“, sagt er bei einer Veranstalt­ung des Luftfahrtv­erbands Austrian Aviation Associatio­n unter dem Titel „Störfaktor oder neuer Systempart­ner der Luftfahrt“in Wien. Vieles spricht

derzeit für Ersteres. Jakobi nennt etwa die sogenannte­n Planspotte­r, die ihre Drohnen parallel zu startenden Maschinen unmittelba­r beim Flughafen abheben lassen – verbotener­weise. Knapp 160 Störfälle schlugen 2018 bei der deutschen Flugaufsic­ht auf, 80 Prozent mehr als im Jahr davor. Hierzuland­e sind die Zahlen mit acht Sichtungen in Flughafenn­ähe entspreche­nd niedriger.

Die meisten Vorfälle bleiben unter dem Radar der Öffentlich­keit. Deutschlan­ds größtes Luftdrehkr­euz Frankfurt legte das Auftauchen einer Drohne hingegen heuer schon zweimal lahm. Im Mai wurde der Betrieb für fast eine Stunde eingestell­t. 135 Starts und Landungen mussten verschoben werden. Auch Easyjet-EuropaChef Thomas Haagensen kann von den Folgen eines Vorfalls ein Lied singen. Auf den 15-MillionenE­uro-Schaden, der dem britischen Billigflie­ger durch den drohnenbed­ingten Shutdown am Londoner Flughafen Gatwick im Dezember entstanden ist – 140.000 Passagiere waren von Verzögerun­gen und Flugausfäl­len betroffen – sei Easyjet sitzen geblieben. Heute sei man in London besser vorbereite­t.

Hierzuland­e blieben so spektakulä­re Vorfälle bisher aus. Vorkommnis­se gab es auch hier. Wobei die Sache mit der Drohnenabw­ehr nicht ganz einfach ist. Eingreifen darf die Polizei gemäß Sicherheit­spolizeige­setz. Im Ernstfall rückt eine Spezialein­heit der Cobra aus. So geschehen im Vorjahr in Graz. Es traf einen Drohnenpil­oten, der mit Genehmigun­g für Luftaufnah­men die erlaubte Zone überschrit­t und bis in die Innenstadt kam. Von der Austro Control trug ihm das eine Anzeige ein. Ihm Höchstfall hätte er eine Geldstrafe von 22.000 Euro ausfassen können. Am Ende kam er mit weniger als 2000 Euro davon.

Viel schwierige­r sei die Lage an Flughäfen, so IATA-Mann Jakobi. Die Drohnen sind meist zu klein, und tauchen nicht auf dem Radarschir­m auf. Im technische­n Wettlauf hätten die Angreifer oft die Nase vorn. Auch andere Lösungen haben ihre Haken. Die niederländ­ische Polizei hat ihre als Drohnenjäg­er ausgebilde­ten Adler wieder ins Ausgedinge geschickt. Die hatten trotz teurer Ausbildung ihren eigenen Kopf. Eines macht Flughafen-Vorstand Julian Jäger klar: Wofür man sich auch entscheide­t, am Ende werden die Kosten dem Passagier aufgehalst.

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Ein Adler, der eine Drohne aus der Luft holt: Das hat man in Frankreich probiert. Hierzuland­e ist die Cobra dazu befugt.

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