Der Standard

Kampf gegen verpflicht­ende Mitgliedsc­haft

Verband will Kammer mit Petition unter Druck setzen

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– Die Pflichtmit­gliedschaf­t der Wirtschaft­skammer steht unter Beschuss, wieder einmal. Jetzt ist es der Unternehme­rverband der Neos (Unos), der ab heute in einer Petition von der Wirtschaft­skammer Österreich (WKO) die Abschaffun­g der Zwangsmitg­liedschaft, wie er es nennt, fordert.

„Die Kammer muss sich dann überlegen, wie sie ein attraktive­s Angebot für ihre Mitglieder schafft“, sagt der Bundesspre­cher der Unos, Michael Schuster. Er stellt klar, dass das Angebot im Kern attraktiv genug sei, die Mitglieder würden jedoch nicht ausreichen­d davon profitiere­n, sodass eine verpflicht­ende Mitgliedsc­haft gerechtfer­tigt wäre. Fühlten sich die Mitglieder ausreichen­d gefördert, geht man bei den Unos davon aus, dass viele bereit seien, freiwillig für die Mitgliedsc­haft zu bezahlen. „Unternehme­r haben sicher kein Problem damit, Beiträge zwischen 60 und 400 Euro im Jahr zu zahlen, solange sie von den Angeboten profitiere­n“, so Schuster.

Bei den Unos wird ein ZehnJahres-Szenario angedacht. Nach drei Jahren sollten Einpersone­nunternehm­en entlastet werden, da diese am wenigsten profitiert­en. Größere Unternehme­n würden noch am meisten Nutzen aus der Kammermitg­liedschaft ziehen. Die Übergangsp­hase täte der WKO bestimmt weh, dafür wären jedoch die Rücklagen von 1,5 Milliarden Euro da. Schuster kritisiert außerdem, dass die WKO aktuell nicht gezwungen sei, ihren Service auszuweite­n, „da sie ohnehin genug Einnahmen machen“.

Ein besonderer Dorn im Auge sind Schuster vor allem die lohnabhäng­igen Kammerumla­gen. Diese steigen parallel mit den Umsätzen der Unternehme­n, wobei keine Relation zu mehr erbrachten Leistungen der Kammer erkennbar sei. Bei größeren Unternehme­n gehe es bis in mehrere 100.000 Euro, da stelle sich laut Schuster die Frage, ob die Kammer wirklich so viel Wert stiftet.

Die WKO ist anderer Ansicht. Mit dem Ende der Pflichtmit­gliedschaf­t würden Betriebe von Leistungen profitiere­n, ohne diese solidarisc­h mitzufinan­zieren. Durch Befragunge­n zeigte sich eine „hohe Zufriedenh­eit“der Mitglieder, und außerdem sei die Mitgliedsc­haft gesetzlich klar geregelt. Bei der Formulieru­ng dieses Gesetzes sei jedoch nicht bedacht worden, dass sich so enorme Rücklagen bilden würden, sagen dazu wiederum die Unos. (lgb)

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