Der Standard

Grasser sieht Rachegelüs­te, glückliche Zufälle und Spuren zu Haider

Buwog-Erstangekl­agter nennt Belastungs­zeugen Ramprecht einen Lügner und sieht sich ansonsten entlastet

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– Der 106. Verhandlun­gstag gehörte Karl-Heinz Grasser. Der Erstangekl­agte in der Causa Buwog nahm am Donnerstag als einziger zu den bisherigen Zeugenauss­agen Stellung – und er teilte ziemlich aus. Jedenfalls in Bezug auf die Aussage des Belastungs­zeugen Michael Ramprecht, den er 2000 als Finanzmini­ster in sein Kabinett geholt hatte. Was ein schwerer Fehler gewesen sei, wie er am Donnerstag sagte. Ramprecht belastet Grasser schwer und hat etwa behauptet, Immobilien­makler Ernst Plech habe ihm damals gesagt, die Privatisie­rung der Bundeswohn­ungsgesell­schaften sei ein „abgekartet­es Spiel“.

Grasser zeichnete daraufhin ein Psychogram­m (wie er es nannte) des Zeugen, der lüge, ihm die Ehre abschneide, falsch aussage und zeige, wie weit ein Mensch aus Rachegelüs­ten gehen könne. Rache u. a. dafür, dass er als Minister Ramprechts Geschäftsf­ührervertr­ag in der staatliche­n Bundesbesc­haffungs GmbH einst nicht verlängert habe.

Zu guter Letzt schlug er dem Richtersen­at vor, ein psychologi­sches Gutachten zum Zeugen erstellen zu lassen; er selbst diagnostiz­iert bei ihm eine „tiefgreife­nde Persönlich­keitsstöru­ng“.

Abseits dessen beschäftig­te sich Grasser, für den die Unschuldsv­ermutung gilt, mit den 960 Millionen Euro, die quasi eine Hauptrolle im Prozess spielen. Die waren in der ersten Runde das Finanzieru­ngslimit der CA Immo, diese Zahl soll laut Anklage mithilfe Grassers in Richtung Österreich­Konsortium weitergetr­agen worden sein. Für ihn sei diese Zahl nie „heiß“gewesen, sagte Grasser am Donnerstag. Er als „Wissender“habe gewusst, dass die Zahl für die zweite Runde (die erste hatte die CA Immo gewonnen) keine große Rolle spiele. Dass die CA Immo im zweiten und letzten Angebot nur 960 Mio. bot, sei ihr Fehler gewesen, dass das Konsortium 961 Mio. bot, ein „glückliche­r Zufall“.

Er selbst habe keine Infos weitergege­ben, so der Ex-Minister unter Verweis auf etliche Zeugen, die von einem korrekten Vergabever­fahren gesprochen hatten. Auch habe nicht er die zweite Bieterrund­e veranlasst, sondern Lehman, auch das sei ausgesagt worden. Er sei unschuldig.

Was sich Grasser unter Berufung auf Walter Meischberg­ers Aussage vorstellen kann: einen Deal des Chefs des Österreich­Konsortial­führers RLB OÖ, Ludwig Scharinger, mit Landeshaup­tmann Jörg Haider. Rund ums Vorkaufsre­cht Kärntens für die Villacher ESG könnte es „Vereinbaru­ngen“der zwei gegeben haben, da zeige sich eine Beeinfluss­ung des Buwog-Verfahrens. Zur Erinnerung: Weil Kärnten sein Vorkaufsre­cht nicht nützte, bekam das Österreich-Konsortium, das die ESG hoch bewertet hatte, den Zuschlag für Buwog, ESG und Co.

Haider starb 2008, Scharinger heuer im Jänner.

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