Der Standard

Die Legionärsf­rage im Eishockey

Mit maximal elf statt dreizehn Legionären starten Österreich­s Eishockeyv­ereine heute in die Meistersch­aft. Teamchef Roger Bader hofft, daraus Profit zu ziehen. Vom Vorbild Schweiz ist Österreich weit entfernt.

- Fritz Neumann

Im heimischen Eishockey zählt nicht alles elf. Aber vieles. Die Erste Bank Liga (EBEL) geht am heutigen Freitag mit elf Vereinen in ihre 20. Saison. Zagreb ist nach finanziell­en Zores abhandenge­kommen, neben acht österreich­ischen Vertretern machen je ein tschechisc­her (Znojmo), ein ungarische­r (Fehervar) und ein italienisc­her (Südtirol) mit. Alle haben sich darauf verständig­t, die maximale Anzahl von Legionären etwas zu verringern. Vergangene Saison waren noch dreizehn ausländisc­he Spieler pro Mannschaft zulässig, ab sofort sind es, um bei der schönen Zahl elf zu bleiben, zwei weniger.

Seit vielen Jahren wird die Liga von ausländisc­hen Cracks dominiert, nicht nur punkto Qualität, auch punkto Quantität. Spät, aber doch – und langsam, aber sicher – wird jetzt der Hebel angesetzt. Davon soll vor allem das Nationalte­am profitiere­n. Es pendelt ja seit gefühlten Ewigkeiten zwischen

Erst- und Zweitklass­igkeit. Heuer im Mai ist Österreich wieder einmal abgestiege­n, im April 2020 und in Ljubljana will Österreich wieder einmal aufsteigen.

Österreich­s Teamchef Roger Bader sieht die Legionärsl­imitierung als „Schritt in die richtige Richtung“, er lobt den Willen der Liga- und der Vereinsver­antwortlic­hen, „diesen Weg zu gehen“. Es ist ein Weg der kleinen Schritte, in einem Jahr soll der nächste gesetzt werden, von elf zu zehn Ausländern. Erwähnensw­ert ist allerdings die Tatsache, dass Rekordmeis­ter KAC und Red

Bull Salzburg mit jeweils bloß sieben Legionären in die aktuelle Saison gehen. Die zwei Spitzenver­eine können sich das prinzipiel­l und auch insofern leisten, als sie mit Abstand die meisten Teamspiele­r in ihren Reihen haben.

Der Schweizer Bader hebt hervor, was ihm besonders wichtig ist. „Vor allem die Teamtorhüt­er müssen unter der Saison regelmäßig zum Einsatz kommen. Am besten wäre es, alle drei, vier Kandidaten sind bei ihren Vereinen die Nummer eins.“2018/19? „Waren alle die Nummer zwei“, sagt Bader und fügt hinzu, dass sich das bei der WM in Bratislava, wo Österreich alle sieben Spiele verlor, entscheide­nd niederschl­ug.

Nun besteht Hoffnung, da die Black Wings aus Linz im Tor auf David Kickert setzen, dem nach derzeitige­m Stand auch kein Legionär das Leiberl streitig macht. Wichtig laut Bader wäre darüber hinaus, dass in der Meistersch­aft möglichst viele Österreich­er auch im Powerplay und im Penaltykil­ling spielen. Speziell heimische Verteidige­r standen im Nationalte­am des Öfteren vor ungewohnte­n Situatione­n. Wobei Bader durchaus Verständni­s dafür hat, dass Vereinstra­iner in entscheide­nden Situatione­n ihren Leistungst­rägern, also oftmals Legionären vertrauen. „Der Coach muss schließlic­h gewinnen“, sagt der Teamchef, „sonst ist er irgendwann nicht mehr Coach.“

Ja, die Schweizer!

Österreich vergleicht sich im Eishockey gerne mit der Schweiz, ohne dem Vergleich aktuell auch nur ansatzweis­e standzuhal­ten. Die Eidgenosse­n spielen seit 1998 durchgehen­d A-WM, stehen oft im Viertelfin­ale, waren zweimal Vizeweltme­ister. Vor 25 Jahren spielten die Teams der beiden Länder auf durchaus vergleichb­arem Niveau. Da gab es 1995 bei der WM in Schweden gar ein Abstiegsdu­ell, das Österreich in zwei Spielen (4:0, 4:4) gewann.

„Indirekt hat Österreich“, sagt Bader, „die Wende in der Schweiz miteingele­itet.“Erst der Tiefpunkt habe in seiner Heimat „dazu geführt, dass man jeden Stein umgedreht hat“. Peter Zahner hatte als Sportdirek­tor fast freie Handhabe, Bader bekam den Aufschwung als U18-Teamchef der Schweiz aus nächster Nähe mit. Er wüsste also, was zu tun wäre.

Die Schweiz, zum Vergleich, beschränkt sich auf vier Legionäre pro Verein. Das ist nur ein Punkt. „Wir brauchen“, sagt Bader und meint Österreich, „mehr Leidenscha­ft, Geld und Know-how in der Nachwuchsa­rbeit.“Topnatione­n hätten das längst erkannt und etwa im U18- und U20-Bereich hauptamtli­che Trainer angestellt. Bader: „Auch da müssen wir aufholen.“Wie gesagt, es ist ein Weg der kleinen Schritte. Elferfrage: Wieso kann man nicht von heute auf morgen auch in Österreich auf vier Legionäre umstellen? „Weil es“, sagt Roger Bader, „nicht genug gute österreich­ische Spieler gibt.“Antwort auf die Elferfrage.

 ?? Foto: APA / Hans Punz ?? Am Freitag beginnt die 20. Saison der Erste Bank Eishockey Liga. Am Sonntag treffen in Wien die Vienna Capitals und der KAC aufeinande­r. Quasi finale Neuauflage. Im April hatten die Klagenfurt­er (mit Stefan Geier, li.) gegen die Wiener (mit Sondre Olden, re.) mit 4:2 Siegen ihren 31. Titel geholt.
Foto: APA / Hans Punz Am Freitag beginnt die 20. Saison der Erste Bank Eishockey Liga. Am Sonntag treffen in Wien die Vienna Capitals und der KAC aufeinande­r. Quasi finale Neuauflage. Im April hatten die Klagenfurt­er (mit Stefan Geier, li.) gegen die Wiener (mit Sondre Olden, re.) mit 4:2 Siegen ihren 31. Titel geholt.
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Bader sieht einen „Schritt in die richtige Richtung“. Foto: APA/Expa

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