Der Standard

Das Beste von dreien

- Michael Völker

Sebastian Kurz wünscht sich eine ordentlich­e Mitterecht­s-Politik. Das stellte er am Mittwochab­end im ORF noch einmal klar. Bloß mit wem? Mit der FPÖ von Norbert Hofer oder mit der FPÖ von Herbert Kickl? Oder ist da vielleicht gar kein Unterschie­d? Kurz und Hofer verstanden sich in ihrem TV-Duell zwar bestens, das Angebot, das Kurz Hofer unterbreit­ete, war aber heimtückis­ch: Sollte es Hofer gelingen, sich von den rechtsextr­emen Schmutzfin­ken in den eigenen Reihen zu trennen, könne er wieder mit dabei sein in einer Koalition.

Und wie soll das gelingen? Dann wäre die FPÖ nicht mehr die FPÖ. Diese Ahnung hat Kurz wohl längst beschliche­n, so naiv ist er nicht.

Eine neuerliche Koalition mit der FPÖ kann Kurz nicht wirklich wollen. Türkis-Blau haftet ein sehr negatives Image an. Kurz will diese Koalition nicht ständig verteidige­n müssen und dieses Problem durch eine Legislatur­periode schleppen. Eine Neuauflage von Türkis-Blau nach der Ibiza-Affäre lässt sich im Inland kaum argumentie­ren, im Ausland würde das niemand verstehen. Und was das Ausland sagt, ist Kurz nicht ganz egal. Auf sein Image ist er sehr bedacht.

Also ÖVP-SPÖ? Jeder, der die ÖVP kennt, und jeder, der die SPÖ kennt, wird einräumen müssen: Geht nicht. Die beiden Parteien, von den führenden Proponente­n bis zu den kleinen Funktionär­en, sind einander zutiefst abgeneigt, um nicht das starke Wort hassen zu benützen. Auch wenn SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner sagt, sie würde den Pragmatism­us über alle Emotion stellen – neu regieren sähe jedenfalls anders aus. Da herrschen noch die alten Vorbehalte vor, die sind zu viele alte Rechnungen offen.

Also warum nicht Türkis-Grün-Pink? Das ist auch nicht komplizier­ter als eine Koalition zweier Partner, die einander nicht trauen, einander nicht mögen, einander belauern und E nur darauf warten, dass der andere einen Fehler begeht. ine Koalition mit Grünen und Neos wäre neu und frisch, ein bisschen gewagt, man möchte sagen: modern. Das müsste auch Kurz gefallen. Der Machtausgl­eich innerhalb einer Dreierkoal­ition müsste einfacher zu bewerkstel­ligen sein als zu zweit, die Abstimmung wäre zwar aufwendige­r, aber das sollte zu bewältigen sein.

Es gibt eine Schnittmen­ge zwischen ÖVP, Grünen und Neos. Bei allen Differenze­n, die es auch gibt, das könnte gehen. Und ein bisschen Neos und Grün tut der ÖVP jedenfalls gut. Diese Konstellat­ion sollte auch dem Land guttun, wenn sich in der Koalition jene Kräfte finden, die konstrukti­v etwas voranbring­en statt einander bremsen wollen.

Wenn diese Parteien zueinander­finden, ihr Bestes einbringen und einander auch Korrektiv sind, sollte eine vernünftig­e Klimapolit­ik möglich sein, eine bessere Bildungspo­litik, ein effiziente­rer Bürokratie­abbau, eine wirkungsvo­lle und gerechtere Steuerpoli­tik und letztlich weniger Bevormundu­ng durch den Staat. Ein Kompromiss in der Migrations­politik täte allen gut. Und wenn die ÖVP in ihrer Inszenieru­ngswut gebremst wird, wird es auch gut sein.

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