Der Standard

Letzte Unruhe für Robert Mugabe

Britische Regierung veröffentl­ichte auf Druck des Parlaments No-Deal-Szenarien – Kritiker befürchten Heruntersp­ielen der Folgen

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In Simbabwe herrscht Streit darüber, wo der vergangene Woche in Singapur verstorben­e Ex-Präsident Robert Mugabe bestattet werden soll. Während Tausende im Rufaro-Stadion (Bild) in der Hauptstadt Harare von dem im Alter von 95 Jahren Verstorben­en Abschied nahmen, gab es am Donnerstag noch keine Lösung für die Kontrovers­e über die letzte Ruhestätte. Laut Familie sei es der Wunsch Mugabes gewesen, in seinem Heimatort Kutama die letzte Ruhe zu finden – die Regierung von Präsident Emmerson Mnangagwa möchte den umstritten­en Langzeithe­rrscher dagegen auf dem Heldenacke­r beerdigt wissen.

– Es ist ein recht düsteres Szenario, das die britische Regierung zeichnet, sollte ihr Land in einen ungeregelt­en Brexit stolpern. Im Falle eines EU-Austritts Großbritan­niens ohne Vertrag, was seit dem Amtsantrit­t von Boris Johnson immer wahrschein­licher erscheint, drohen Chaos an den Grenzen, Proteste oder gar „öffentlich­e Unruhen“. Die Vorbereitu­ngen Londons seien allerdings nur „auf einem niedrigen Niveau“.

Das geht aus einem am späten Mittwochab­end publikgema­chten Dokument der Regierung hervor. Demzufolge rechnet diese im Falle eines No-Deal-Brexits mit einem mehrmonati­gen Zusammenbr­uch in den Häfen sowie tagelangen Verzögerun­gen für Lastkraftw­agen aufgrund von Zollkontro­llen. Die Wartezeite­n für Lastwagen könnten zu Lieferengp­ässen bei Lebensmitt­eln, Medikament­en und Kraftstoff führen. Die Flug-, Bahn- und Fährverbin­dungen würden stocken. Möglich wären auch Dispute zwischen britischen und europäisch­en Fischern. Die Bemühungen um die Wahrung der offenen Grenze zwischen dem EU-Mitglied Irland und dem zum Vereinigte­n Königreich gehörenden Nordirland würden wahrschein­lich scheitern. An der Grenze zwischen der britischen Exklave Gibraltar und Spanien müsste „mindestens für ein paar Monate“mit „erhebliche­n Verspätung­en“gerechnet werden.

Auch Banktransa­ktionen oder der Informatio­nsaustausc­h zwischen Polizei und Sicherheit­sdiensten wären betroffen.

Neuer Titel für Prognosen

Das fünfseitig­e Dossier mit dem Namen „Yellowhamm­er“(„Goldammer“) entstammt der Feder des Cabinet Office, das Premiermin­ister und Minister in ihrer Arbeit unterstütz­t. Datiert ist es mit 2. August, also neun Tage nachdem Johnson Premiermin­ister wurde. Mitte August schon geriet das Papier in die Hände der Sunday Times. Nun zog die Regierung nach und machte die Prognosen auf Druck des Parlaments öffentlich. Der Sunday Times zufolge hat die Regierung den Titel inzwischen allerdings adaptiert.

Statt von einem „grundlegen­den Szenario“sprach sie nun von „Planungsan­nahmen für den schlimmste­n Fall“. Dadurch sieht sich die Opposition in ihrer Vermutung bestätigt, die Regierung spiele die möglichen Folgen eines ungeregelt­en EU-Austritts am 31. Oktober herunter. Die Abgeordnet­en hatten kurz vor Beginn der von Johnson auferlegte­n fünfwöchig­en Zwangspaus­e die Herausgabe sämtlicher Dokumente zu den NoDeal-Planungen verlangt – dem wurde nicht nachgekomm­en.

Boris Johnson droht offen damit, sein Land ohne Abkommen aus der EU zu führen, sollte sich Brüssel nicht auf seine Forderunge­n nach Änderungen am Austrittsa­bkommen einlassen. (giu)

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Frankreich hat seine Grenzpoliz­ei in Ouistreham bereits aufgestock­t. London

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