Klimawandel veranlasst Shell zu radikalem Umbau
Ölkonzern will zu den weltgrößten Investoren in erneuerbare Energien aufrücken
London – Europas größter Ölkonzern Royal Dutch Shell plant wegen des Klimawandels einen radikalen Umbau seiner Geschäftsaktivitäten. „Shell muss sich sehr stark wandeln“, sagte Konzernchef Ben van Beurden der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung am Wochenende. Zwar wolle der britisch-niederländische Konzern am Ölgeschäft festhalten, in Zukunft aber auch in den Kreis der drei weltgrößten Investoren im Bereich erneuerbare Energien aufrücken, kündigte der Manager an.
„Ich möchte ein Unternehmen, das weniger abhängig ist vom Öl“, sagte der Niederländer gemäß dem Zeitungsbericht. Shell bereite sich damit auf erwartete Verhaltensänderungen der Energieverbraucher wegen des Klimawandels vor. „Wir sehen, dass sich das Energiesystem wandelt, und wenn die Gesellschaft andere Energieprodukte will als bisher, dann müssen wir als Unternehmen uns umstellen“, erklärte van Beurden die Motivation zu den jüngsten Plänen.
Shell hat sich dabei ambitionierte Ziele gesetzt. Das Unternehmen peile an, Weltmarktführer bei klimaneutralem elektrischem Strom zu werden und damit etablierten Konzernen wie der deutschen RWE oder dem britschen Erdöl- und Erdgasunternehmen Centrica Konkurrenz zu machen: „Wir wollen im Stromgeschäft richtig groß werden“, sagte der Konzernchef.
Aktienkurse sinken
Der Shell-Chef hält die geplante weitreichende Neuausrichtung auch deshalb für richtig, weil Ölkonzerne an der Börse mit wachsender Skepsis gesehen würden. Unter dieser Entwicklung leiden die Aktienkurse von Shell und anderen Unternehmen der Ölindustrie laut van Beurden bereits heute: „Es gibt definitiv einen Abschlag wegen des Klimawandels“, sagte er über die Preise. Manche Investoren räumten der Ölbranche überhaupt nur noch „eine begrenzte Zukunft“ein.
Im Interview wehrte sich der Konzernchef gegen Vorwürfe von Kritikern, man betreibe „Greenwashing“. Wer das dem Konzern vorwerfe, mache es sich „ziemlich einfach“, meinte er. Man sehe, dass sich das Energiesystem wandle und die Gesellschaft andere Energieprodukte wolle als bisher. Also müsse sich Shell umstellen, „jedenfalls dann, wenn wir langfristig relevant bleiben wollen“. (APA, red)