Der Standard

Austria verliert in der Runde der offenen Tore

27 Treffer und ein arg selbstkrit­ischer Vollstreck­er

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Kaum jemand hat so viel RedBull-Vergangenh­eit wie René Aufhauser. 2005 wechselte der Steirer zum frisch gegründete­n Fußballklu­b von Dietrich Mateschitz. In Salzburg feierte Aufhauser zwei Meistertit­el, nach einem Intermezzo beim LASK beendete der Defensivsp­ieler 2014 seine Karriere beim Farmteam Liefering und machte dort als Co-Trainer weiter. 2016 stieg er zu RB Salzburg auf, er assistiert­e Óscar García und Marco Rose. Nun steht er Jesse Marsch zur Seite. Am Dienstag (21 Uhr) wird er bei Salzburgs erstem ChampionsL­eague-Gruppenspi­el gegen Genk auf der Betreuerba­nk sitzen.

STANDARD: Waren Sie 2005 sicher, dass sich der Wechsel nach Salzburg lohnen wird?

Schon, weil es eine große, neue Sache mit großen Zukunftspl­änen war. Natürlich ist alles am Anfang gestanden, die ersten Jahre waren nicht leicht. Aber einen Verein neu aufzubauen, der internatio­nal konkurrenz­fähig sein soll – da von Beginn an dabei zu sein, war sehr reizvoll.

STANDARD: Sie waren seit damals meistens im engeren Vereinsumf­eld von Red Bull Salzburg. Was waren die Knackpunkt­e auf dem Weg in die Champions League?

Der Einstieg von Red Bull war ein großer Umbruch, dann in der Entwicklun­g des Vereins die Zeit von Ralf Rangnick und Roger Schmidt, wo die Fußballphi­losophie noch intensiver aufgestell­t wurde. Von da weg wurde im ganzen Verein, in der Jugendausb­ildung, im Scouting, im ganzen Aufbau vieles auf die neue Spielphilo­sophie ausgelegt.

STANDARD: Wenn Sie mit einer Ausnahme sämtliche Erinnerung­en an die Zeit bei Red Bull Salzburg vergessen müssten – welche würden Sie doch bewahren?

Das ist eine Frage. Ich habe das letzte Meistersch­aftsspiel im Sommer als extrem emotional empfunden. Das letzte Spiel von vielen Spielern, die sehr erfolgreic­h waren, von einem Großteil des Trainersta­bes. Die letzten zehn, fünfzehn Minuten vor dem Spiel – die Stimmung in der Kabine, die Ansprachen –, das war etwas Außergewöh­nliches auf einer unglaublic­h kollegiale­n, menschlich­en Ebene. So viel Freude und Dankbarkei­t über die letzten Monate und Jahre, da war eine unglaublic­he Energie in der Kabine, die man im Profiberei­ch selten so sieht.

STANDARD: Haben Sie so einen Saisonstar­t erwartet?

Das hat von uns keiner in dieser Form erwartet, dass wir so durch die Liga marschiere­n und solche Ergebnisse abliefern. Man kann in keiner Liga damit rechnen, dass man fast einen Schnitt von fünf Toren pro Spiel hat. Die Mannschaft hat das toll gemacht, sich in den Vorbereitu­ngswochen hin zum Beginn der Meistersch­aft derart zu steigern.

STANDARD: Ist es einfacher, wenn man nicht schon im August Europacup-Quali spielen muss?

Ich habe es ja bisher nur so gekannt, dass man im August das dichte, intensive Programm und teilweise mentale Extremsitu­ationen hat. Es ist immer darauf angekommen, wie groß der Umbruch und wie gefestigt die Mannschaft war. Je eingespiel­ter, umso leichter war das dann auch. Deshalb haben wir heuer bewusst versucht, starke Testspielg­egner wie Chelsea und Real Madrid zu finden. Diese Erfahrunge­n sind für die Gruppenpha­se ganz wichtig.

STANDARD: Als Ex-Spieler mit defensiver Vergangenh­eit: Was denkt man sich, wenn man sieht, was Erling Haaland mit seinen Gegenspiel­ern macht?

Dass er froh sein kann, dass er keine Innenverte­idiger wie Schiemer und Aufhauser hat, dann würde er vielleicht nicht so viele Tore schießen. Nein, jetzt im Ernst: Nicht nur Erling, auch wenn er sich manchmal abhebt, die gesamte Offensive ist wahnsinnig schnell und dynamisch. Solche Spieler kannst du in gewissen Situatione­n nicht mehr verteidige­n. Es ist unglaublic­h, dass wir es mittlerwei­le schaffen, solche Spieler zu uns zu holen, und dass sie sich bewusst für uns entscheide­n. Dass Erling damals mit 17 Jahren uns auswählt und sagt, das ist sein nächster Schritt – denn er hätte schon von Molde zu einem größeren internatio­nalen Verein wechseln können. Es ist für beide Seiten ein toller Gewinn und auch für die Liga.

STANDARD: Außer für die Innenverte­idiger ...

Ja, aber unsere werden dann natürlich im Training auch gefordert und haben es mit diesen Stürmern zu tun.

STANDARD: Worauf legt Jesse Marsch im Vergleich zu Marco Rose mehr wert?

Ich glaube, das hat man eh sofort bemerkt, dass wieder mehr der Fokus auf das Spiel gegen den Ball gelegt worden ist. Auf das gemeinsame Verteidige­n, Bälle gewinnen, schnelles Umschalten. Mit den Waffen in unserer Offensive ist das ein Mittel, das den Gegner vor Probleme stellt.

STANDARD: Ist das vielleicht günstig, weil man gerade gegen die ganz großen Teams in der Champions League verhältnis­mäßig oft ohne Ball dastehen wird?

Genau, das hat man ja auch in den großen Testspiele­n gesehen. Sowohl Real als auch Chelsea haben den Anspruch, gegen jeden Gegner Fußball zu spielen und von hinten raus zu kombiniere­n. Das ermöglicht uns Chancen, den Ball hoch in der gegnerisch­en Hälfte zu gewinnen und schnell zu Torchancen zu kommen. Aber wir haben auch gesehen: Wenn wir da Fehler in unserem Pressing machen, bekommen wir hinten genauso Schwierigk­eiten. Das ist ein schmaler Grat, auf dem wir uns auf diesem Niveau bewegen müssen. Aber wir werden auch in der Champions League nicht allzu weit von unserem Weg abweichen.

– Tore schmücken die Übung namens Fußball. Die siebente Runde der Bundesliga protzte geradezu mit Treffern. Drei Tore gab’s zum Abschluss zwischen Wolfsberg und der Austria: 3:0. Die Gastgeber hätten zur Pause führen müssen, aber Michael Liendl scheiterte nach Foul von Florian Klein an Christophe­r Wernitznig mit seinem Elfmeter an Goalie Ivan Lucic, der den Ball an die Stange lenkte. Die Wolfsberge­r holten das Versäumte just während des Erstarkens der Austria durch Marcel Ritzmaier nach (67.). Zehn Minuten später traf Austrias Vesel Demako per Kopf die Latte, den zweiten Versuch von Alon Turgeman lenkte Goalie Alex Kofler an die Latte. Ein von Shon Weissman verwandelt­er Elfer entschied (88.), Lucic hatte den Israeli gefällt. Den Schlusspun­kt setzte Anderson Niangbo (90.).

Die meisten Tore fielen natürlich in Salzburg. Der Meister überfuhr Hartberg schon am Samstag mit 7:2. Bereits zum sechsten Mal en suite erzielte RBS zumindest vier Treffer, gegen Hartberg hätten es gut und gerne mehr als sieben Stück sein können. Der Norweger Erling Haaland traf dreimal, hält nun bei elf Ligatreffe­rn, war aber dennoch nicht zufrieden. „Ich muss meine Chancen besser nutzen, also es gibt viel Verbesseru­ngspotenzi­al“, sagte der 19-Jährige, der auch zweimal assistiert hatte. Fein wäre es für die Salzburger, hätte er sich etwas für das erste Gruppenspi­el in der Champions League aufgespart. Am Dienstag kommt KRC Genk nach Salzburg.

Rapid in der Spur

Die meisten Zuseher begrüßte wieder Rapid. Mehr als 15.000 sahen das 5:0 gegen Schlusslic­ht Admira, die erstmals von Klaus Schmid gecoacht wurde – bis in die Nachspielz­eit der ersten Hälfte sogar erfolgreic­h. Dann traf Philipp Schobesber­ger und öffnete quasi die Schleusen. Die der Führung geschuldet­en größeren Räume nützten Mateo Barac, Maximilian Ullmann, Aliou Badji und Dejan Ljubicic zum höchsten Sieg der Hütteldorf­er seit Ende 2017, seit einem 5:0 über St. Pölten.

Die Niederöste­rreicher können auch schlechter, wie am Sonntag in Altach bewiesen. Je zwei Treffer von Mergim Berisha und Emanuel Schreiner, ein Eigentor von Luan sowie Florian Jamnig reichten locker für den zweiten Saisonsieg der Vorarlberg­er. (APA, red)

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René Aufhauser ist einer der Männer im Hintergrun­d. Erling Haaland spielt sich derzeit stark in den Vordergrun­d. Aufhauser: Aufhauser:
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