Der Standard

Untergriff­e statt Durchgriff­e

- Nina Weißenstei­ner

Beim blauen Parteitag am Wochenende ließ sich FPÖChef Norbert Hofer nicht nur mit satten 98 Prozent, sondern auch mit einem harten Durchgriff­srecht ausstatten, für alle Freiheitli­chen, die aus der Rolle fallen. Allein: Bei allem, was die neue Parteispit­ze in Graz zum Besten gegeben hat, wurde das Niveau derart nivelliert, dass sich die Frage aufdrängt, wer da künftig überhaupt noch suspendier­t oder gar ausgeschlo­ssen werden soll.

Da wurde der über den Oligarchin­nenskandal gestolpert­e Altparteic­hef Heinz-Christian Strache mit Applaus und Lobeshymne bedacht – und ihm von Hofer ausgericht­et, dass er die Kraft finden möge, gestärkt zurückzuko­mmen. Kein kritisches Wort fand der Durchgriff­sberechtig­te auch rund um FPÖ-Politikeri­n Ursula Stenzel – etwa dass sich ab sofort niemand mehr mit den Identitäre­n einlassen soll.

Dafür erging sich Hofer lieber in Stimmungsm­ache gegen Muslime: Mohammed sei schon der drittbelie­bteste Name in Wien, in Schulbüche­rn finde sich der Mehmet. Vorbild sei für ihn Ungarn – denn dort gäbe es kaum Muslime.

Hofers Vize Herbert Kickl teilte gegen aggressive afghanisch­e Asylwerber aus, die quasi allesamt Sexualstra­ftäter seien. Auch vor einer Diktion wie in düstersten Zeiten schreckte er nicht zurück: Rot und Schwarz will er „panieren“, die FPÖ selbst sei immun gegen jede Form des „Spaltpilze­s“. Die Botschaft an die Funktionär­e ist klar: Macht weiter wie bisher – euer Ausschluss­risiko geht gegen null.

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