Der Standard

ZITAT DES TAGES

Der neue Obmann der FPÖ, Norbert Hofer, will die blaue Partei zur stimmenstä­rksten Partei aufbauen. Dazu soll die FPÖ strukturel­l und organisato­risch fit gemacht und im urbanen Raum, in den Kammern und Universitä­ten stark verankert werden.

- Walter Müller, Fabian Sommavilla

„Wir waren schon auf dem Weg, die stärkste Partei in Österreich zu werden – und sind an uns selbst gescheiter­t.“FPÖ-Chef Norbert Hofer über die Neuausrich­tung seiner Partei

Es war nur eine kleine Passage in seiner Rede vor dem Grazer Parteitag, diese wird aber in der nächsten Zukunft die zentrale Rolle der freiheitli­chen Politik in Österreich spielen. Norbert Hofer, der am Samstag mit 98,25 Prozent der Delegierte­nstimmen zum neuen Parteichef der Blauen gewählt wurde, will die FPÖ, wie er am Parteitag kurz ankündigte, mittelfris­tig neu aufstellen und damit zur stärksten Partei der Republik aufbauen.

Die Blauen sollen zu einer Art neuer rechten Volksparte­i werden und alle Gesellscha­ftsschicht­en durchdring­en. „Wir waren schon auf dem Weg, die stärkste Partei in Österreich zu werden – und sind an uns selbst gescheiter­t. Das wird und darf nicht mehr passieren“, sagte Hofer. Nach der Nationalra­tswahl werde er nicht nur Koalitions­verhandlun­gen führen, sondern beginnen, die FPÖ strukturel­l und auch inhaltlich zu verändern. Er werde etwa das Thema

Umwelt nicht weiter den Grünen überlassen. „Umweltschu­tz ist auch Heimatschu­tz“, sagte Hofer.

Wesentlich­er jedoch neben neuen thematisch­en Aufstellun­gen ist für Hofer die Verbreiter­ung der Partei hinein in den urbanen Raum, in die Universitä­ten und Kammern. „Wir sind am Land sehr gut, wir müssen die Wahlen aber auch in den Städten gewinnen, dazu braucht es eine urbane FPÖ.“ Tipps von Orbán

Er habe sich mit Ungarns Ministerpr­äsident Viktor Orbán ausgetausc­ht, dieser haben ihm Tipps für eine urbane FPÖ gegeben und „Wege gezeigt, wie es gehen kann“. Wie genau diese freiheitli­che Neuausrich­tung im urbanen Raum aber aussehen soll, wollte er noch nicht präzisiere­n.

„Wir haben im urbanen Bereich im Vergleich zum ländlichen Bereich einen Aufholbeda­rf“, erläuterte auch der steirische FPÖChef und Ex-Minister Mario KuFPÖ nasek am Rande des Parteitage­s im

STANDARD-Gespräch. „Da muss es uns gelingen, auch mit anderen Themen durchzudri­ngen.“

Die blaue Politik müsse abgestimmt werden auf die verschiede­nen städtische­n Lebensreal­itäten. „In den bürgerlich­en Vierteln geht es eben um andere Themen als in den alten Arbeitervi­erteln. Darauf müssen wir reagieren und uns thematisch verbreiter­n.“Dies gelte auch für die Universitä­ten. Auch hier müsse der „Organisati­onsgrad“verbessert werden.

Stichwort Arbeitnehm­er. Die FPÖ müsse auch die Vertretung der Arbeitnehm­er, die Arbeiterka­mmern, erobern, forderte Parteichef Hofer in seiner Parteitags­rede. „Wir sind bei den Arbeitnehm­ern die stärkste Partei, wir müssen auch in der Arbeiterka­mmer zur stärksten Partei werden. Oder wollen wir sie den Roten weiter überlassen?“, fragte Hofer ins Auditorium.

Nicht nur bei der Arbeiterka­mmer und den Universitä­ten: Die müsse auch in den Gemeindeve­rtretungen stärker zulegen. Hier sei ebenso eine Verbesseru­ng der Strukturen notwendig. „Wir müssen unsere Organisati­on stärken, auch um mehr Bürgermeis­ter und Gemeinderä­te zu bekommen“, verlangte Hofer. „Rechte Haken“

Wer in der neuen Expansions­strategie der FPÖ eher nicht vorkommt, sind die Frauen. Nun stellen in Österreich, auf dem Land wie auch in den Städten, Frauen etwas mehr als 50 Prozent der Bevölkerun­g dar. Eine breitere Aufstellun­g der Partei müsste damit auch bedeuten, dass mehr Frauen in der Partei etwas zu sagen haben. Am Parteitag dauerte es geschlagen­e zwei Stunden bis mit der Salzburger FPÖ-Chefin Marlene Svazek zum ersten Mal eine Frau vom Podium sprach. Auch deshalb brachten die FPÖ-Frauen am Samstag einen Antrag ein, der unter anderem darauf abzielt, mehr Frauen in die Politik zu bringen. Ein Blick auf die Nationalra­tswahllist­e zeigt jedenfalls, dass auch dieses Mal nur wenige Frauen auf wirklich wählbaren Plätzen kandidiere­n (dürfen) und damit eine realistisc­he Chance auf ein Nationalra­tsmandat haben.

Einigen Erklärungs­bedarf hat der neue Parteichef Hofer wegen der verbal aggressive­n Ausritte seines Stellvertr­eters, des ExInnenmin­isters Herbert Kickl.

Dieser hatte zum Gaudium der Delegierte­n unter anderem angemerkt, er werde Hofer im Kampf gegen politische Gegner beistehen, „die kriegen von mir einen rechten Haken oder eine Gerade“. Obendrein wolle er „die Roten und Schwarzen so richtig panieren“. Tags darauf, in der ORF

Pressestun­de, versuchte Hofer zu kalmieren. Kickl habe das ja nur „satirisch“gemeint, es so formuliert, „dass es unterhalts­am ist“.

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Sie bauen an einer neuen FPÖ: der freundlich scheinende Parteichef Norbert Hofer (re.) und sein „rechte Haken“austeilend­er Vize Herbert Kickl.

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