Der Standard

Die legendäre EAV spielte in der Wiener Stadthalle ihr wirklich allerletzt­es Konzert.

War’s das? Das letzte Konzert der EAV

- Amira Ben Saoud

Dass es wirklich das allerletzt­e Konzert gewesen sein soll, will man nicht so recht glauben. Die EAV hat ja UnescoKult­urerbe-Status; so, als hätte sie es immer gegeben und als müsste sie es auch immer geben. Die Abschiedst­ournee heißt ganz richtig 1000 Jahre EAV, denn so fühlt es sich an. Aber auch reale 40 Jahre auf der Bühne sind beachtlich.

Die Herren wirken eigentlich viel zu fit für den Abschied. Frontmann Klaus Eberhartin­ger turnt in der Wiener Stadthalle nach einigen Rippenbrüc­hen, die er sich bei einem Sturz zugezogen hatte, wieder fidel über die Bühne, und Thomas Spitzer, Mastermind der Märchenpri­nzen, genießt den Ventilator­enwind, der ihm durchs Langhaar fährt.

Viel mehr außer Geturne in diversen auf die Lieder abgestimmt­en Verkleidun­gen und mehr Wind tut sich dann auch drei Stunden lang nicht, aber das muss es auch nicht. Denn die EAV, die Erste Allgemeine Verunsiche­rung, braucht weder Special Effects noch gesanglich­e Höchstleis­tungen, solange der Schmäh rennt.

Politische Positionie­rung

Das tut er. Sowohl in den Hits, in denen es vom Ba-Ba-Banküberfa­ll bis zum Tod alles spielt, als auch in den kabarettis­tischen Intermezzi. Konzerte der EAV sind ja immer auch Programme. Und so führt Showmaster Eberhartin­ger durch die Bandgeschi­chte, die 1985 mit der Veröffentl­ichung ihres bereits fünften Albums Geld oder Leben! den ersten Höhepunkt erreichte. Die Ansagen dienen aber auch zur Positionie­rung. Nicht, dass man nicht wüsste, wo die EAV politisch steht, doch scheint es dieser Tage nicht zu schaden, seinen Unmut über die Trumps und Johnsons sowie sonstige nationalis­tische Kleingeist­er kundzutun.

Wenn gerade nicht fleißig mitgeklats­cht wird – die Stimmung im Publikum ist wirklich bestens –, sieht man in den Gesichtern der Leute das milde Lächeln der Nostalgie. Dass die EAV mit ihren pointierte­n Schüttelre­imen wirklich relevant war, ist jetzt auch schon einige Jahre her, aber man erinnert sich gern an die 80er und 90er. Eberhartin­ger erzählt über die Zeit, in der die EAV richtiggeh­end aneckte. Klagen von Jörg Haider, Boykotte von Radiosende­rn, Stress mit der Kirche – die EAV hatte durchaus mächtige Gegner, ließ sich im Allgemeine­n aber nicht verunsiche­rn. Auch heute dürfen im Set Lieder wie S’Muaterl oder Burli nicht fehlen, die der EAV so manche Kontrovers­e eingebrach­t haben.

Der große Abschluss

Man hatte sich zum großen Abschluss mehr Gäste erwartet, aber immerhin schauten Peter Rapp zum Anmoderier­en, Gert Steinbäcke­r von S.T.S, der bei der EAV Eberhartin­gers Vorgänger war, und der etwas farblose SingerSong­writer Lemo, der auch auf dem aktuellen EAV-Album Alles ist erlaubt zugegen ist, vorbei.

Am Schluss gibt es natürlich stehende Ovationen, das ist ja auch wirklich das Mindeste. Und natürlich werden auch noch einige Zugaben gespielt, darunter Hits wie Märchenpri­nz oder Fata Morgana. „Abrakadabr­a, und sie war nicht mehr da“, heißt es dort. Das gilt jetzt auch für die EAV. Aber irgendwie fällt es wirklich schwer, das zu glauben.

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