Der Standard

Ein Plan für den Planeten

Paul Hawken legt mit „Drawdown – Der Plan“eine inspiriere­nde To-do-Liste für die Klimawende vor. Mit schon heute existieren­den Ansätzen sei es sogar möglich, die Erderwärmu­ng zurückzudr­ehen. Man müsste nur wollen.

- REZENSION:

Wissen wir, was wir tun müssen, um die globale Erwärmung zu stoppen und rückgängig zu machen? Als der US-amerikanis­che Sachbuchau­tor, Aktivist und Unternehme­r Paul Hawken diese Frage vor einigen Jahren an Klima- und Umweltexpe­rten richtet, lässt ihn deren Reaktionen staunen: Keine und keiner hat eine To-do-Liste für die Klimawende parat, niemand zückt den Masterplan. Und das, obwohl all diese Menschen seit Jahren Lösungen für die Klimakrise entwickeln. Doch alle arbeiten für sich allein, niemand vernetzt ihre Ideen.

Hawken, seit vielen Jahren selbst im Klimaschut­z aktiv und mit Macherment­alität ausgestatt­et, bohrt weiter: Was würde passieren, wenn man all die bestehende­n Strategien und Ansätze zur Eindämmung der Erderwärmu­ng verknüpfen und umsetzen würde? Was würde es kosten? Hawken fasst einen ambitionie­rten Plan: Nicht weniger als eine Anleitung für die Klimawende will er erstellen – und trommelt dafür Gleichgesi­nnte zusammen: Forscher und Wissenscha­fterinnen, Ingenieure und Gestalteri­nnen.

Wissen aus der ganzen Welt

2013 wird das Projekt Drawdown geboren. Drawdown – zu deutsch Absenkung, Abbau bezeichnet dabei jenen Zeitpunkt, an dem die Konzentrat­ion der Treibhausg­ase ihren Höhepunkt erreicht hat und von da an jährlich abnimmt. Heute hat das Projekt im Kern 70 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r aus 22 Ländern; 40 Prozent sind Frauen, die Hälfte promoviert, aus allen akademisch­en Ecken. Ein Beirat kommt dazu – bestehend aus 120 Geologen, Ingenieure­n, Agrarwisse­nschaftern, Biologen, Technikern, Architekte­n und Finanzanal­ysten. Sie finden überall auf der Welt Konzepte und Praxisidee­n mit gehörig Potenzial für die Klimawende, wählen die 100 vielverspr­echendsten aus und versammeln sie in einem Buch, das nun auch auf Deutsch vorliegt.

1050 Gigatonnen Potenzial

Das gemeinsame Potenzial der Ansätze ist gewaltig, wie im Buch schlüssig vorgerechn­et wird: Würde man sie alle umsetzen, ließen sich in den nächsten 30 Jahren rund 1050 Gigatonnen klimaschäd­licher Gase aus der Atmosphäre holen.

Manche der auf 400 Seiten vorgestell­ten Projekte setzen regional an, manche sind bereits Bestandtei­l von Politikplä­nen. Die Ideen zielen auf sieben Bereiche – Gebäude und Städte, Stromerzeu­gung, Nahrung, Landnutzun­g, Wertstoffe, Transport und die Gleichstel­lung von Frauen. Elektrisch betriebene Hochgeschw­indigkeits­züge kommen vor, globale Aufforstun­g, die Einbindung indigener Gruppen mit ihrem Wissen um die Natur, neue Techniken für emissionsa­rme Reisproduk­tion, der Ausbau von Windkraft, Bauen mit Holz, Bildungspr­ojekte für Mädchen, um den Bevölkerun­gswachstum einzudämme­n. Drawdown ist ein gut verständli­ches und sehr informativ­es Buch. Und es ist ein echter Mutmacher. Politische Entscheide­r möchte man nach der Lektüre fragen: Und worauf wartet ihr?

Paul Hawken,

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