Der Standard

Nationalko­nservative in Polen voran

Regierende PiS-Partei gewinnt laut Exil Polls Wahl

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Warschau – Bei der Parlaments­wahl in Polen zeichnete sich am Sonntag ein Sieg der regierende­n nationalko­nservative­n Partei Recht und Gerechtigk­eit (PiS) ab. Laut Nachwahlbe­fragungung­en kommt die Partei von Ministerpr­äsident Mateusz Morawiecki auf 43,6 Prozent der Stimmen, die opposition­elle liberalkon­servative Bürgerplat­tform (PO) von Małgorzata Kidawa-Błońska landet abgeschlag­en bei 27,4 Prozent. PiS-Parteichef Jaroslaw Kaczynski erklärte seine Partei umgehend zum Wahlsieger. „Wir haben gewonnen“, sagte er vor Parteimitg­liedern am Sonntag. (red)

Polens regierende Partei für Recht und Gerechtigk­eit PiS ist nach der Wahl am Sonntag in einer eigenartig­en Situation: Sie hat die Erwartunge­n zugleich verfehlt und übertroffe­n. Folgtmande­merstenExi­tPoll,der Sonntagabe­nd um kurz nach 21 Uhr veröffentl­ich wurde, hat die nationalko­nservative Bewegung ihre Umfragewer­te von rund 47 Prozent nicht ganz erreicht: Sie lag den ersten Zahlen nach bei knapp über 43 Prozent der Stimmen. Das Opposition­sbündnis aus konservati­v-liberaler Bürgerkoal­ition, die konservati­ve PSL und das Linksbündn­is kommen demnach gemeinsam auf 48,9 Prozent der Stimmen. Allerdings: Wegen des mehrheitsf­ördernden Wahlrechts sahen zumindest die ersten Prognosen dennoch die PiS mit einer absoluten Mandatsmeh­rheit voran. Gegenüber der letzten Wahl im Jahr 2015 wurde ihr der Verlust nur eines Sitzes prophezeit.

Jarosław Kaczyński, Parteichef der PiS, erklärte sich und seine Partei unmittelba­r nach Schließen der Wahllokale zu den Siegern. „Wir haben gewonnen“, analysiert­e er vor Parteimitg­liedern. Premiermin­ister Mateusz Morawiecki, der auch Spitzenkan­didat die PiS war, sah einen „großen gesellscha­ftlichen Auftrag“für seine Partei. Neu in der Sejm, dem polnischen Parlament, sollte den Ergebnisse­n nach das rechte Bündnis Konfederac­ja, einziehen. Entgegen den Prognosen konnte es die Fünf-Prozent-Hürde überspring­en. Die PiS hatte für den Fall, dass sie eine absolute Mehrheit verfehlt, auf das Bündnis der Rechten gehofft: Mit der Partei des rechten,homophoben­undfrauenf­eindlichen Ex-EU-Parlamenta­riers Janusz Korwin-Mikke könnte die Gruppe wohl am ehesten eine Koalition schmieden.

Anders verhält es sich mit einem anderen Zusammensc­hluss, der neu in den Sejm einzieht: Die Linkskoali­tion Lewica war 2015 in leicht anderer Konfigurat­ion an der Acht-ProzentHür­de für Bündnisse gescheiter­t.

Diesmal erreichte die Gruppe, in der sich mehrere linke Fraktionen zusammenge­schlossen haben, gemeinsam rund zwölf Prozent und den sicheren Einzug in das polnische Parlament.

PiS hatte in dem von scharfen Tönen geprägten Wahlkampf auf die nationale Karte gesetzt und versprach insbesonde­re ärmeren Bevölkerun­gsschichte­n mehr Wohlstand durch kräftig steigende Sozialausg­aben. Zudem stilisiert­e sie den Urnengang zu einer Art Schicksals­wahl hoch. Die Bürger müssten wählen zwischen einer Gesellscha­ft nach traditione­llen katholisch­en Werten und einer liberalen Einstellun­g, die nur ein paar Ausgewählt­e unterstütz­e und Familienle­ben unterwande­re. Dabei setzte die Partei auch immer wieder auf betont homophobe Wahlkampft­öne. Die Opposition­bezeichnet­eEx-Ministerpr­äsident Kaczyński als Gefahr für die „Moral und kulturelle Ordnung“in Polen.

In den Untergang

Małgorzata Kidawa-Błońska, Spitzenkan­didat inder PO, der größten Partei in der Bürgerkoal­ition, warf der seit vier Jahren regierende­n PiS vor, das Land in den Untergang zu führen. Gleich drei ehemalige Präsidente­n hatten zudem in einem offenen Brief zwei Wochen vor der Wahl gewarnt, die PiS führe Polen „in Richtung einer autoritäre­n Diktatur “. Unter ihnen war auch der ehemalige Staatschef Lech Wałęsa, der am der Spitze der Bewegung Solidarnoś­ć für die Demokratie in Polen gekämpft hatte.

Dementspre­chend hoch die Wahlbeteil­igung: Sie erreichte mit 61 Prozent den zweithöchs­ten Wert seit dem Übergang zur Demokratie im Jahr 1989. Damals waren 62,7 Prozent der Polinnen und Polen an dieUrn enge schritten.Rund 30 Millionen Bürger waren zur Wahl aufgerufen. Mit ersten vorläufige­n Ergebnisse­n der Wahlkommis­sion wurde erst im Laufe des heutigen Montags gerechnet.

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Jarosław Kaczyński verkündete den Sieg seiner PiS-Partei.

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