Der Standard

Angriff der Türkei beschäftig­t auch die Wiener Politik

Hofer gegen Einbürgeru­ngen, Kurz gegen „Erpressung“

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– Der Krieg in Syrien, den der türkische Einmarsch im Norden des Landes neu entfesselt hat, beschäftig­t auch die österreich­ische Innenpolit­ik – und sorgt dabei für teils harte Worte. FPÖ-Chef Norbert Hofer erneuert seine Forderung, die Einbürgeru­ng aller Türken in Österreich zu stoppen. Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wirft der EU vor, durch Ankara erpressbar zu sein, und fordert von Brüssel erneut ein Ende der Beitrittsv­erhandlung­en mit der Türkei. Auch Vertreter der anderen Parteien übten Kritik.

Die umstritten­ste Forderung dürfte allerdings jene Hofers bleiben. Er schreibt in einer Aussendung, Österreich müsse „als ersten Schritt“die Verleihung der Staatsbürg­erschaft an alle Türken aussetzen. Wie eine solche Maßnahme etwa türkischen Kurden, denen Verfolgung durch Ankara droht, aber auch türkischen Opposition­ellen dienlich sein könnte, schildert Hofer dabei nicht. Wohl aber erhebt er weitere Forderunge­n: Auch die Nato müsse auf den Angriff reagieren und die Türkei aus dem Verteidigu­ngsbündnis ausschließ­en.

Kurz kritisiert Trump nicht

Wie Hofer in seiner Aussendung äußert auch Ex-Kanzler und Nationalra­tswahlsieg­er Kurz die Prognose, der türkische Angriff werde eine neue Fluchtbewe­gung nach Europa auslösen. Er fordert im Interview mit mehreren Zeitungen der Styria-Gruppe aber auch, dass sich die EU deshalb nicht vom türkischen Präsidente­n Tayyip Erdogan erpressen lassen dürfe. Auf dessen Amtskolleg­en Donald Trump, dessen Rückzugsbe­fehl für die US-Truppen in Syrien dem Einmarsch vorangegan­gen war, solle man sich nun „nicht stürzen“, so Kurz. „Derjenige, auf den Druck aufgebaut werden muss“, sei Erdogan.

Auch SPÖ-Europaspre­cher Jörg Leichtfrie­d fordert Druck der Nato auf Ankara. Er befürchtet ein Wiedererst­arken der Terrormili­z IS. Claudia Gamon, EU-Abgeordnet­e der Neos, ruft nach einer gemeinsame­n europäisch­e Rüstungsko­ntrolle, um Waffenexpo­rte an die Türkei zu stoppen. (red)

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