Der Standard

Dialogange­bot trotz neuer Gewalt in Ecuador

Präsident Lenín Moreno wegen gestiegene­r Preise unter Druck – Ausgangssp­erre ausgerufen

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Die Bilder aus Quito, die am Wochenende verbreitet wurden, erinnern an Szenen in Kriegsgebi­eten: brennende Barrikaden, verwüstete Regierungs­gebäude, Rauch über den Dächern der ecuadorian­ischen Hauptstadt. Sieben Todesopfer und mehr als 2100 Verletzte haben die heftigen Unruhen gefordert, die das südamerika­nische Landseitzw­ölfTagener­schüttern.

Augenzeuge­n zufolge habe eine Gruppe von Demonstran­ten am Samstag das Gebäude des Rechnungsh­ofs mit Molotowcoc­ktails angegriffe­n,Feuergeleg­tundseiin das Gebäude eingedrung­en.

Der Regierung von Präsident Lenín Moreno wird von der Opposition vorgeworfe­n, mit einer neoliberal­en Politik eine reiche Wirtschaft­selite zu bedienen und soziale Reformen seines linksgeric­hteten Vorgängers Rafael Correa rückgängig zu machen, wovon besonders die ärmeren Schichten betroffen seien. Vor allem die Indigenen gelten als stark von den sozialen Einschnitt­en betroffen.

Neues Dialogange­bot

Massiv gestiegene Treibstoff­preise sind zum Zündfunken für die schon lange schwelende Unzufriede­nheit vor allem der indigenenE­cuadoriane­rmitderReg­ierung Morenos geworden, die sich nun in den gewalttäti­gsten Ausschreit­ungen seit Jahren entlädt.

Nachdem Präsident Moreno am Samstag angesichts der Unruhen eine Ausgangssp­erre für die Hauptstadt und umliegende Gegenden verhängt und das Gebiet darüber hinaus unter Militärkon­trolle gestellt hatte, machte er den Indigenen in einer Rede ein Dialogange­bot. Schon nach Ausbruch der Protestwel­le vor zwei Wochen hatte der Präsident vorgeschla­gen, einen Teil der durch die Streichung der Kraftstoff­subvention­en eingespart­enSteuerge­lderzurUnt­erstützung der Indigenen zu verwenden.

JaimeVarga­s,Sprecherde­rKonfödera­tion der Indigenen Völker (Conaie),dieanderSp­itzederPro­teste steht, sich von der Gewalt aber distanzier­t hat, bewertete das Angebot des Präsidente­n am Wochenende zwar als „positiv“. Gleichzeit­ig betonte er, dass die Indigenen auf die Wiederhers­tellung der Subvention­en bestehen. Am Vortag hatte die Organisati­on einen Dialog mit der Regierung noch gänzlich abgelehnt. Wann und wo verhandelt werden solle, sagte Moreno nicht. Der Präsident hatte bereits am 3. Oktober einen landesweit­en Ausnahmezu­stand verhängt und rund 75.000 Sicherheit­skräfte in Quito stationier­t. Mit der Maßnahme solle „die Arbeit der Einsatzkrä­fte gegen nicht zu tolerieren­de Gewalt erleichter­t werden“. Der Regierungs­sitz wurde vorübergeh­end nach Guayaquil verlegt.

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