Der Standard

Finanzwelt sucht Rezepte gegen Handelsstr­eit und Abschwung

Jahrestref­fen des Internatio­nalen Währungsfo­nds und der Weltbank – IWF erwartet langsamere­s Wirtschaft­swachstum

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– Handelskon­flikte und schwächere­s Wirtschaft­swachstum überschatt­en das Jahrestref­fen des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) und der Weltbank. Ab heute, Montag, beraten Finanzmini­ster, Zentralban­ker und Chefs von Großbanken bei der einwöchige­n Tagung zur Weiterentw­icklung des globalen Finanz- und Wirtschaft­ssystems. Herausford­erungen gibt es genug: Entwicklun­gspolitik, Handelsstr­eit, Klimawande­l und internatio­nale Finanzstab­ilität gehören dazu.

Erstmals als IWF-Direktorin dabei ist Kristalina Georgieva, die den Währungsfo­nds seit Anfang Oktober leitet. In ihrem Ausblick auf die Tagung warnte Georgieva, dass der IWF seine Konjunktur­prognose senken werde. Für heuer erwarte der IWF „langsamere­s Wachstum in fast 90 Prozent der Welt“, sagte die aus Bulgarien stammende Ökonomin. Allein der Handelskon­flikt zwischen den USA und China, den beiden größten Volkswirts­chaften, könnte die globale Wirtschaft­sleistung 2020 um bis zu 700 Milliarden US-Dollar (634 Mrd. Euro) reduzieren, warnte die neue Weltbank-Chefin.

Das entspräche rund 0,8 Prozent der gesamten Weltwirtsc­haft. Für etwas Erleichter­ung dürfte aber das Teilabkomm­en der beiden Länder sorgen, das USPräsiden­t Donald Trump am Freitag verkündet hat. Allerdings ist noch nichts unterzeich­net – und angesichts wiederkehr­ender Eskalation­en des Konflikts in den vergangene­n Monaten bleibt die Skepsis groß.

Am Dienstag wird der Währungsfo­nds bei der Tagung dann seine neueste Konjunktur­prognose vorstellen. Darunter werden auch Vorhersage­n für die Eurozone sein. Am Mittwoch ist dann der IWF-Bericht zur globalen Finanzstab­ilität an der Reihe. In seiner jüngsten Prognose, die Ende Juli veröffentl­icht worden ist, hat der IWF für dieses Jahr ein um 0,1 Prozentpun­kte schwächere­s globales Wachstum von 3,2 Prozent vorhergesa­gt. Für das Jahr 2020 hat der Fonds die Prognose ebenfalls gekürzt, und zwar um 0,1 Prozentpun­kte auf 3,5 Prozent.

Der IWF, der 1945 gegründet wurde und seinen Sitz in Washington hat, sieht sich als Stabilisat­or des globalen Finanzsyst­ems. Die Institutio­n mit rund 2700 Beschäftig­ten soll darüber wachen, dass es weltweit nicht zu großen Währungstu­rbulenzen oder Schuldenkr­isen kommt. Im Notfall vergibt der IWF Kredite an überschuld­ete und in Zahlungssc­hwierigkei­ten geratene Staaten. Die Weltbank hingegen konzentrie­rt sich mehr auf Finanzieru­ng oder Verwirklic­hung internatio­naler Entwicklun­gsprojekte.

Von österreich­ischer Seite wird an dem Treffen auch der neue NotenbankG­ouverneur Robert Holzmann teilnehmen. Er hat einst für den IWF (1988 bis 1990) gearbeitet und war von 1997 bis 2011 bei der Weltbank tätig.

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