Stille Gegner
Die 1975 beschlossene Regelung zum Schwangerschaftsabbruch war ein Wendepunkt für Frauen, der ihnen ein selbstbestimmteres und sichereres Leben brachte. Die ÖVP war damals dagegen, die FPÖ auch. Und bis heute ist ihre Haltung gegenüber der Fristenregelung distanziert, diese offiziell aber akzeptiert. Inoffiziell ist für diese Parteien die Beschränkung des Zugangs zu Abtreibung durchaus ein Betätigungsfeld. Politiker und Politikerinnen wie Gudrun Kugler, Norbert Sieber (beide ÖVP) oder Norbert Hofer (FPÖ) unterschreiben Bürgerinitiativen, die die Fristenregelung infrage stellen. Kugler und Sieber sprachen vergangenes Jahr vor Abtreibungsgegnern beim „Marsch fürs Leben“, der am Samstag wieder durch Wien zog. Kugler war erneut dabei, allerdings privat.
Politiker, die sich in „Lebensschützer“-Kreisen bewegen, sind europaweit fixer Bestandteil konservativer und rechter Parteien. Auf politischer Ebene gibt es von ihnen weichgespülte Forderungen wie „mehr Unterstützung für Schwangere“, während man den schärferen Ton Bürgerinitiativen überlässt. In diesen wird aus der „Unterstützung“eine verpflichtende Nachdenkpause für Frauen, bevor sie einen Abbruch vornehmen lassen. Es ist hinterlistig, wie sich konservative Politiker und die katholische Kirche hinter Bürgerinitiativen verstecken, denen sie selbst vorbeten, wie moralisch verkommen Abtreibung sei. Ihr Ziel ist es, die Macht über den Köper von Frauen zurückzugewinnen.