Der Standard

Akademisch­e Freiheit

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Eine Vorlesung von Lothar Höbelt, außerorden­tlicher Professor für Neuere Geschichte an der Uni Wien, ist von Studenten gestört worden. Es wurde ein Transparen­t mit der Aufschrift „Kein Raum für Nazis an der Uni“entfaltet. Die Aktion dauerte nur wenige Minuten.

Das ist ein Unterschie­d zu deutschen und britischen Universitä­ten, wo unliebsame Vortragend­e von linken Aktivisten nachhaltig an der Abhaltung der Lehrverans­taltung gehindert wurden. Der andere ist, dass Höbelt etwa im Unterschie­d zu dem deutschen Ökonomen Bernd Lucke wirklich an der Grenze zum Rechtsextr­emismus steht.

Höbelt hat sich für den Holocaust-Leugner David Irving eingesetzt und eine Reihe von revisionis­tischen Äußerungen getätigt (etwa: die heute „gängigen populären Darstellun­gen“zur Entstehung des Zweiten Weltkriegs unterschie­den sich „nur unwesentli­ch“von der von Joseph Goebbels gelenkten NSPropagan­da).

Man kann sich fragen, warum die Uni Wien Höbelt seinerzeit als Lehrenden ausgerechn­et für Neuere Geschichte akzeptiert­e (es gab Widerständ­e). Aber solange er das ist, sollte die Auseinande­rsetzung mit ihm im akademisch­en Diskurs ablaufen. Dass Höbelt bei einer FPÖ-Veranstalt­ung im Dunstkreis eines deutschen Rechtsextr­emen sprechen soll, müssen die Uni-Gremien thematisie­ren. Aber ihn bei seiner Vorlesung zu behindern ist grundsätzl­ich bedenklich.

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