Der Standard

Westbahn im Visier der Behörden

Auch das Verkehrsmi­nisterium wurde in Sachen Eisenbahns­icherheit angezeigt – Konzession­sentzug aber kein Thema

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Wien – Zufall dürfte das eher nicht sein. Just am Abend vor dem Verhandlun­gstag im Arbeits- und Sozialgeri­cht wurden Vorwürfe gegen Westbahn bekannt, wonach gegen den von Hans Peter Haselstein­er kontrollie­rten Bahnbetrei­ber Behördenve­rfahren wegen Sicherheit­smängel anhängig sind.

Wie schwer diese Mängel sind – der Kurier berichtete über defekte Brandschut­ztüren im Wageninner­en, angeblich gefälschte Prüfzeugni­sse für Lokführer und unzulängli­che Arbeitszei­taufzeichn­ungen von Lokführern – war am Donnerstag nicht zu eruieren. Wohl aber, dass Westbahn anonym angezeigt wurde – mutmaßlich von im Sommer gekündigte­n Mitarbeite­rn, die ihre Freisetzun­gen beim Arbeitsger­icht bekämpfen. Anonym angezeigt bei der Staatsanwa­ltschaft wurde freilich auch das Verkehrsmi­nisterium, in dem die oberste Aufsicht über Bahnuntern­ehmen angesiedel­t ist: die Oberste Eisenbahnb­ehörde. Sie hat die Einhaltung von Sicherheit­svorschrif­ten für Fahrzeuge ebenso zu überwachen wie die Zulassung und Überprüfun­g der Bescheinig­ungen, die Lokführer vorweisen müssen, um im Führerstan­d arbeiten zu dürfen.

Die Antwort des Ministeriu­ms erfolgte in Form einer Sachverhal­tsdarstell­ung an die Staatsanwa­ltschaft, in der Westbahn dem Vernehmen nach belastet wird. Details wollte man nicht kommentier­en. Genau das sorgt nun in Bahnkreise­n für Irritation, denn für die Bestellung der kritisiert­en Gutachter und Prüfer (für Lokführerb­escheinigu­ngen) ist nicht das Verkehrsun­ternehmen zuständig, sondern das Ministeriu­m. Der Bundesmini­ster bestellt Gutachter und Prüfer für fünf Jahre, heißt es im Eisenbahng­esetz, und er hat die Aufsicht über die Eisenbahnu­nternehmen. Die Bescheinig­ungen über physische und psychische

Eignung und allgemeine Fachkenntn­isse für Lokführer wiederum stellt die dem Verkehrsmi­nisterium zugeordnet­e Schienenin­frastruktu­rgesellsch­aft Schig aus.

Westbahn räumte Fehler ein, betont aber, diese sofort nach Bekanntwer­den abgestellt zu haben, ebenso Fehler bei der Dokumentat­ion von Zeugnissen von insgesamt fünf Triebfahrz­eugführern. Die von ÖBBlern dominierte Gewerkscha­ft Vida betonte, es gehe ausschließ­lich um die Sicherheit.

Von einem Konzession­sentzug, wie bereits spekuliert wurde, sei der ÖBB-Konkurrent meilenweit entfernt. (ung, APA)

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Foto: APA / Barbara Gindl Die private Westbahn durchfährt schwere Zeiten.

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