Der Standard

Heitere Verhörminu­ten

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Milde gequält blickt Armin Laschet drein, während ihn Markus Lanz im ZDF mit Kompliment­en bestäubt. Der Ministerpr­äsident Nordrhein-Westfalens ahnt, dass sich die Frageschli­nge bald ungemütlic­h um ihn verengen wird. Lanz nennt ihn ja süßlich einen Politiker, für den es gerade gut läuft, einen, der womöglich kanzlerfäh­ig ist. Dann legt er los. Also, Herr Laschet, werden Sie am Parteitag antreten, werden Sie Kanzlerkan­didat? Lanz zitiert auch Gerhard Schröder, der ein

ZDF-TALKER MARKUS LANZ SUCHT DEN KANZLERKAN­DIDATEN

Abendessen darauf verwetten würde, dass Laschet bald Kandidat der CDU wird. Wenn das schon die SPD herumposau­nt, also raus mit der Wahrheit!

In den folgenden Verhörminu­ten lächelt Laschet, rollt mit den Augen oder blickt flehend gen Himmel. Er zelebriert alle mimischen Varianten, um Klarheit zu meiden, und würzt seine Diplomatie verbal: „Es sei klug, die Kandidaten­frage zu erörtern, wenn sie ansteht“, es sei aber noch Zeit, die CDU habe doch zwei Chefinnen. Lanz gibt nicht auf, gibt nur an die Kollegin von der Wirtschaft­swoche weiter. Auch sie fragt sich, wie es „in Ihnen aussieht“Herr Laschet, jetzt rücken Sie schon mit Ihrer Kandidatur raus!

Laschet schweigt lieber. Als die Spekulatio­nen in die These münden, er würde gerne Bundespräs­ident werden, falls er nicht den Kanzler schafft, flüchtet er schließlic­h ins Heitere: „Ich habe auch drüber nachgedach­t, ob ich nicht Nachfolger von Jogi Löw werden will.“Lanz gibt auf: „Wir lassen Sie da jetzt raus, ist nix mehr zu holen“, alle Fragen offen. Auch jene, warum sich Politiker Lanz antun, wenn sie viel zu verschweig­en haben.

derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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