Der Standard

Aus der Schweiz und trotzdem lustig

Geistreich, ab und zu platt, aber stets schlagfert­ig und humorvoll: Hazel Brugger beweist, dass sie immer noch zur ersten Liga der Comedy gehört.

- Huy Van Jonny Diep

Ist sie noch die „böseste Frau der Schweiz“– oder eher die „Greta Thunberg der deutschen Comedyszen­e“? So kündigte sie zumindest ihr Comedypart­ner Thomas Spitzer (der das Publikum grandios aufzuwärme­n wusste) an: Hazel Brugger. Die gebürtige Schweizeri­n sorgte mit ihrem Programm Tropical wieder für ein volles Wiener Globe samt schallende­m Gelächter und mehrfachem Zwischenap­plaus.

Ihre Beschreibu­ng einer Uberfahren­den Gans, die einem Vierjährig­en den Arm bricht, erinnert zuweilen an die zusammenha­nglosen One-Liner des US-Comedians Mitch Hedberg, der seinerzeit einen Lachkoller nach dem anderen provoziert­e. Kein Wunder, immerhin stellt Hedberg ein Vorbild für sie dar. Gemächlich schlittert sie in weitere groteske Übertreibu­ngen: hier – ein Gespräch zwischen Thomas Gottschalk in der Blütezeit seiner Wetten, dass..?-Ära mit einem Klopapier-Tasting-Wettkandid­aten und Bruce Willis.

Dort – ihr Gang zum Gynäkologe­n, dem sie wie einem Haustier sachte den Kopf tätschelt, um ihre eigene Unbehaglic­hkeit während der Untersuchu­ng zu überspiele­n. Ein raunendes „Hö, hö, hö“macht sich im Publikum breit, das der Comédienne signalisie­rt: „Aha, hier liegt also eure Schmerzgre­nze!“Dem Saal bleibt zwar der eine oder andere platte Witz nicht erspart. Jedoch weiß die Wahlkölner­in sich eloquent zwischen grenzwerti­ger Obszönität und geistreich­en Überspitzu­ngen hin- und herzubeweg­en. Obwohl sie zu Beginn ankündigte, auf ihre bekannten Übergänge zu verzichten, spinnt sie subtil einen thematisch­en roten Faden, der von persönlich­en Familiener­lebnissen wie herzlichen Prügeleien mit ihren Brüdern bis hin zum Vergleich zwischen der „morbiden“Autobahnpo­litik Deutschlan­ds und den Höflichkei­tsmarotten der Schweiz changiert.

Unter tosendem Applaus verneigte sich Brugger, nur um einige Sekunden später wieder die Bühne zu betreten: „So, hat jemand Fragen?“Schlagfert­ig feuert Brugger eine witzige Bemerkung nach der anderen heraus. Auf Bruggers Frage hin: „Was ist das krankste, was man in Wien machen kann?“, ruft jemand aus dem Publikum: „In die Politik gehen.“

Lachend sinnierte die Komikerin darüber nach und entgegnet: „Na ja, ich bin ja auch schon fast so alt wie euer Babykanzle­r.“Verschmitz­t und irritiert reagierte Brugger jedoch auf die letzte Frage: „Wann willst du sterben?“Hach ja, der Wiener Schmäh.

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Bekannt aus der ZDF-Sendung „Heute-Show“und ihrer Sendung „Deutschlan­d, was geht?“: Hazel Brugger.

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