Der Standard

Ein Facebook-Posting weist auf den Goldberate­r

Heinz-Christian Straches Goldfaible ist seit dem Ibiza-Video bekannt. Den Rat, in Edelmetall zu investiere­n, könnte ihm Superfund-Chef Christian Baha gegeben haben. Dieser versteckt Gold auch privat.

- Olga Kronsteine­r

Dass die FPÖ Gold hortet, war seit dem Ibiza-Video anzunehmen. Denn Heinz-Christian Straches Sichtweise dazu war am verhängnis­vollen Abend in der Finca auf Ibiza wiederholt Thema. Auch im übertragen­en Sinne, als es um eine Privatisie­rung des von ihm als „weißes Gold“bezeichnet­en Wassers ging. Undenkbar, da seien die Österreich­er allergisch, so sein Fazit. 2013 hatte Markus Tschank für Johann Gudenus ein Rechtsguta­chten zur Teilprivat­isierung des Wiener Wassers verfasst.

Beim Edelmetall pries Strache jedenfalls mehrmals die Vorteile: etwa im Hinblick auf eine Wirtschaft­skrise, die durch die Abschaffun­g des Bargelds bald drohe. Und nahezu euphorisch skizzierte er Gewinne, die durch Spekulatio­nen zu erwirtscha­ften seien. Belegt, denn damit habe er ja „das Geschäft meines Lebens gemacht“, konkret sein Privatverm­ögen verdoppelt. Letztlich, denn zuerst habe er den Rat eines befreundet­en Investment­fachmanns ignoriert, der ihm schon 2006 eine Investitio­n in Gold empfahl.

Folge der Spur der Kunst

Um welchen Experten es sich dabei handelte, gaben die Süddeutsch­e Zeitung und Spiegel im Zuge der Aufdeckung des Skandalvid­eos nicht bekannt. DER STANDARD machte ihn bereits im Juni über eine Verbindung ausfindig, die bis zu Straches Rücktritt sein Büro im Bundeskanz­leramt schmückte: das Stadt von jenseits der Sonne aus gesehen betitelte Gemälde von Friedensre­ich Hundertwas­ser. Am 17. Mai postete der Vizekanzle­r auf Facebook Fotos, auf denen er vor diesem Bild, einer „Leihgabe“, posierte. Ergänzend gab es historisch­e Aufnahmen, die Bruno Kreisky vor dem „Schwestern­bild“des Künstlers zeigten.

Strache präsentier­te sich damit quasi auf Augenhöhe mit einem Nationalhe­iligen der heimischen Politgesch­ichte. Eine Inszenieru­ng, die schnell verpuffte. Es war jener Tag, an dem abends die Sequenzen des Ibiza-Videos öffentlich wurden.

Wer aber hatte Strache das wertvolle Gemälde als Wandschmuc­k geliehen? Im Dezember 2017 war es bei Christie’s in Paris für stattliche 532.000 Euro versteiger­t worden. Ein Auktionswe­ltrekord übrigens. STANDARD-Recherchen zufolge landete das Bild in der weltweit größten Privatsamm­lung für Werke Friedensre­ich Hundertwas­sers: Sie gehört dem Superfund-Eigner Christian Baha, der seinem Freund die Goldinvest­ition wahrschein­lich empfahl.

Im Ibiza-Video erwähnte Strache, als für die Investitio­nen der FPÖ Verantwort­licher, seine vermeintli­ch risikosich­ere Methode: „Ein Drittel der Kohle“müsse man in Immobilien haben, ein weiteres in Fremd- oder Kryptowähr­ungen und eben ein Drittel „in Gold und Silber“.

Bahas Investment­gesellscha­ft bietet bekanntlic­h auch Goldfonds für Anleger an. Ein digitalisi­ertes Modell, im Gegensatz zum materielle­n, das im Notfall sofort greifbar wäre. Die FPÖ setzte auf Barren, Baha privat auch schon mal auf Münzen, wie seit einem kuriosen Kriminalfa­ll bekannt ist.

2012 hatte er auf seinem Anwesen in Niederöste­rreich mehr als 130 Kilogramm Gold- und Silbermünz­en im Wert von 2,6 Millionen Euro versteckt. „Für schlechte Zeiten“und weil er den Banken nicht traute, wie Bahas Anwalt in einem Prozess erläuterte. Die Münzen waren von zwei seiner Mitarbeite­r im Park des Schlosses Frohsdorf in Jutesäcken vergraben und teils in einem stillgeleg­ten Kamin einbetonie­rt worden. Als die beiden zwei Jahre später knapp bei Kasse waren, gruben sie den Münzschatz wieder aus. Bei einer von Baha veranlasst­en Kontrolle flog der Diebstahl schließlic­h auf. Die Diebe waren schnell ermittelt und landeten vor Gericht.

Dem Vernehmen nach setzt Christian Baha dennoch weiter auf die Versteckme­thode. Die FPÖ entschied sich, ihre mit Goldbarren gefüllten versiegelt­en Kassetten in einem Tresor im Tiroler Defereggen­tal zu bunkern.

 ??  ?? Im Mai 2019 posierte Heinz-Christian Strache für seine Facebook-Follower in seinem Büro vor einem Hundertwas­ser-Bild. Eine Leihgabe aus der Privatsamm­lung von Christian Baha (Superfund).
Im Mai 2019 posierte Heinz-Christian Strache für seine Facebook-Follower in seinem Büro vor einem Hundertwas­ser-Bild. Eine Leihgabe aus der Privatsamm­lung von Christian Baha (Superfund).

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