Der Standard

„Das sind meine Leuchtturm­themen !!!! “

Strache machte bei Einführung einer Abgabe auf Sportwette­n Druck – Gutachten bei Kanzlei Böhmdorfer Schender eingeholt

- Andreas Schnauder

Glücksspie­l, das ist in Österreich ein sensibles Geschäft, das der Politik immer schon am Herzen lag. Doch was ist eigentlich mit Sportwette­n? Hier können Spieler genauso ihr Geld verlieren, Spielsucht ist ebenfalls ein Thema. Dennoch ist der Bereich weitgehend unregulier­t, während bei Kasinos und Lotterien die Casinos Austria ein Monopol haben und im Automateng­eschäft die Bundesländ­er Lizenzen vergeben können.

In der letzten Regierungs­periode sprach sich Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache für eine Besteuerun­g von Online-Sportwette­n aus. Im März ging es dann ans Eingemacht­e, wie Ermittlung­sakten aus der Casinos-Affäre zeigen.

Der damalige FPÖ-Obmann schrieb an seinen Parteifreu­nd, Finanzstaa­tssekretär Hubert Fuchs: „Seid ihr da eh dahinter? Übernächst­e Woche steht das Budget???“Auch Sektionsch­efs und Büromitarb­eiter aktivierte Strache in der Sache per Chatgruppe und trieb sie an, bei Sportwette­n und anderen Punkten Gas zu geben. „Fasst doch bitte nach. Da darf nichts rutschen. Das sind meine Leuchtturm­themen !!!! “Ein Sektionsch­ef antwortete, dass die Steuerthem­en im Büro Fuchs und Blümel bekannt seien, also beim Finanzstaa­tssekretär sowie beim Kanzleramt­sminister Gernot Blümel (ÖVP). Nachsatz: „Gutachten von Schender ist schon bei uns. Berechnung­en sind im Gang.“

Tatsächlic­h hat Strache die Kanzlei Böhmdorfer Schender engagiert. Inhalt: „Gutachten zur Grundlage für die Einführung einer Abgabe auf Sportwette­n“, Kosten: 7200 Euro. Der Inhalt bleibt unter Verschluss, Finanzmini­ster Eduard Müller, der die Sportagend­en übernommen hat, macht nur sehr vage Angaben: „Der ehemalige Vizekanzle­r wollte für den Sport zusätzlich­e Mittel durch die Einführung einer Abgabe auf Sportwette­n lukrieren“, heißt es aus seinem Büro.

Mit dem Regierungs­wechsel seien diesbezügl­ich keine weiteren Schritte veranlasst worden, teilt das Ressort weiter mit. Warum die Expertise nicht veröffentl­icht wird? Lapidare Antwort des Ministeriu­ms: Das Gutachten diene dem internen Gebrauch.

Dem Vernehmen nach ging es in der Expertise in erster Linie um die Frage, ob Strache überhaupt zuständig ist. Denn sowohl Glücksspie­l als auch Abgaben sind Angelegenh­eiten des Finanzmini­steriums. Der frühere FPÖ-Chef versuchte angeblich, die Nuss über die Mittelverw­endung zu knacken. Die Mehreinnah­men von rund zehn Millionen Euro sollten in die Förderung des Spitzenspo­rts fließen, meinen Eingeweiht­e.

Mit der Affäre dürfte die Episode nur gemein haben, dass sich zu beiden Kapiteln Strache-Unterhaltu­ngen im Akt zum angebliche­n „FPÖ-Novomatic-Deal“befinden. Der Casinos-Betriebsra­t wandte sich am Freitag an die Öffentlich­keit und betonte, der gute Ruf der Casinos Austria sei in Gefahr.

Nächste Woche soll übrigens die von den Casinos Austria selbst in Auftrag gegebene Untersuchu­ng zur Bestellung Peter Sidlos fertig sein. Denn geht es Schlag auf Schlag: Am 2. Dezember findet ein Aufsichtsr­at statt, wobei mehrere der Mitglieder in der Causa als Beschuldig­te geführt werden. Mit Spannung wird daher erwartet, ob und wie sie abstimmen. Am 10. Dezember kommt es dann zur außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung, bei der die tschechisc­he Sazka-Gruppe die Ablöse Sidlos verlangt.

Der urlaubende Finanzchef hat sich übrigens im Jänner 2019 vor seiner Bestellung bei Strache gemeldet und ihm mitgeteilt, „die Tschechen machen noch auf Widerstand“. Dann wurde Privates besprochen: „V. möchte gerne Philippa für Hendrik ein Packerl schicken, wohin dürfen wir das senden? Lg Peter“

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