Der Standard

Schwarzer Fleck im Kampf gegen mächtige Männer

- Kim Son Hoang

Lisa Blooms berufliche Karriere könnte man eigentlich so schön und prägnant zusammenfa­ssen: Sie ist eine Kämpferin für Frauen gegen reiche, einflussre­iche Männer. Die 58-jährige Anwältin hat unter anderem jene vertreten, die Bill Cosby oder Fox-News-Starmodera­tor Bill O’Reilly sexuellen Missbrauch vorgeworfe­n haben.

Begonnen hat Bloom ihre Karriere in der Kanzlei ihrer berühmten Mutter Gloria Allred. Die vertrat unter anderem die Familie der verstorben­en Nicole Simpson im Mordprozes­s gegen

O. J. Simpson. 2010 eröffnete Bloom ihre eigene Kanzlei. Trotzdem zieht sie weiterhin mit ihrer 78-jährigen Mutter an einem Strang. Aktuell fordern sie als Vertreter von mutmaßlich­en Opfern des verstorben­en Jeffrey Epstein, dass der britische Prinz Andrew vor Gericht über seine Verbindung zu Epstein und mögliche Missbrauch­sfälle aussagen soll.

Das Anwaltsduo aus Mutter Allred und Tochter Bloom, das einzige Kind aus der kurzen Ehe in Collegezei­ten mit Peyton Bray, hat das US-Magazin Politico einmal so beschriebe­n: „Allred und Bloom sind Synonyme für aggressive Gerichtsst­rategien für ungerecht behandelte Frauen und für gnadenlose PR-Kampagnen gegen reiche und einflussre­iche Männer.“

So weit, so gut. Doch der Lebenslauf von Lisa Bloom weist einen tiefschwar­zen Fleck auf: Sie hat im Fall Harvey Weinstein die Seiten gewechselt und den Filmproduz­enten bei den vielen Missbrauch­svorwürfen beraten. Nachdem dies im Herbst 2017 bekannt wurde und für Wirbel sorgte, beendete Bloom die Arbeit.

Warum sie das tat, was so überhaupt nicht zu ihrem sonstigen Leben passt, ist bis heute nicht ganz klar. Gemunkelt wird über einen Zusammenha­ng mit früheren Plänen von Weinsteins Firma, eine TV-Serie über eines von Blooms Büchern zu drehen.

Bloom, die zwei Kinder aus erster Ehe und einen Pflegesohn aus der jetzigen zweiten Ehe hat, wurde heuer von diesem fragwürdig­en Engagement eingeholt. Journalist­en der New York Times publiziert­en ein Memo, das Bloom damals Weinstein schickte. Enthalten waren Tipps der etwas unfeineren Sorte, Stichwort Schmutzküb­el, um die Glaubwürdi­gkeit der Klägerinne­n zu untergrabe­n. Schon davor hatte sich Bloom öffentlich entschuldi­gt und von einem „kolossalen Fehler“gesprochen. Sie wolle sich nun wieder für die Opfer einsetzen, versprach sie.

Mit ihrem Engagement in der Causa Epstein hat sie dieses Verspreche­n jetzt einmal gehalten.

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Foto: Getty Lisa Bloom fordert, dass Prinz Andrew im Fall Jeffrey Epstein aussagt.

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