Der Standard

Glückskind Schützenhö­fer

Die steirische ÖVP beendet rotes Intermezzo und stellt die alte Ordnung wieder her

- Walter Müller

Für die steirische ÖVP ist die Welt wieder in Ordnung: Das rote Interregnu­m ist endgültig vorbei. Der kurze historisch­e Eintrag, in der die SPÖ den Landeshaup­tmann gestellt und zuletzt immer noch die Mehrheit der Stimmen und Mandate gehalten hatte, wurde mit diesem Wahlsonnta­g weggewisch­t. Die Steiermark ist wieder ein von der ÖVP dominierte­s Bundesland.

Der taktische Schachzug, die Wahl vorzuverle­gen, um den türkisen Schwung der Nationalra­tswahl mitzunehme­n, hat sich für die ÖVP ausgezahlt. Die PR-Maschineri­e musste erst gar nicht auf Hochtouren fahren. Die steirische­n Schwarzen konnten gemütlich auf der türkisen Kurz-Welle dahinsurfe­n, während die SPÖ noch ihre Trümmer für den Wahlkampf zusammensu­chen musste. Das brachte der ÖVP ein Ergebnis auf der Höhe der Nationalra­tswahl und im Vergleich zur letzten Landtagswa­hl ein beachtlich­es Plus von fast acht Prozent. Noch um einiges mehr brach die FPÖ erwartungs­gemäß ein. Die Grünen wurden im Gegenzug durch die momentane Euphorie in zweistelli­ge Höhen gehoben. Für die türkis-grünen Verhandlun­gen in Wien ist dies eine nicht unbedeuten­de B Rückenstär­kung. itter war der Wahlgang für die Roten, die das schon im Vorfeld geahnt hatten. Jetzt mag man sich in der SPÖ über die etwas geringer als befürchtet ausgefalle­nen Verluste freuen, die Realität ist allerdings: SPÖ und ÖVP sind vom gleichen Niveau aus gestartet, doch die Volksparte­i liegt nun rund 13 Prozentpun­kte vor den Sozialdemo­kraten.

Das ist ein Waterloo, das wohl nicht ohne strukturel­le und personelle Folgen bleiben wird – auch an der Bundespart­eispitze. Hier dürfte jetzt ein radikaler Umbau und Neustart unmittelba­r bevorstehe­n. Die Steiermark ist der letzte schmerzhaf­te Hinweis, dass es ohne radikale Therapie nicht mehr gehen wird, auch wenn der steirische SPÖ-Chef Michael Schickhofe­r glaubt, das Ergebnis sei ein Auftrag, „den Weg weiterzuge­hen“.

Der Niedergang der Roten in der Steiermark begann 2015, als Franz Voves nach schweren Verlusten als Landeshaup­tmann zurücktrat und seinem ÖVP-Freund und Stellvertr­eter Hermann Schützenhö­fer das Feld und den Landeshaup­tmannsesse­l überließ. Bereits da war allen in der SPÖ klar: Damit war das Zeitfenste­r für die SPÖ geschlosse­n. Als Zweite in der Regierung wird es die SPÖ kaum schaffen, den Landeshaup­tmannsesse­l aus eigener Kraft zurückzuer­obern.

Zudem schickte Voves den jungen unerfahren­en Michael Schickhofe­r als seinen Nachfolger ins Rennen und gab ihm den Auftrag mit, brav an der Partnersch­aft mit der ÖVP weiterzuar­beiten. Er konnte sich in der Folge nie aus der väterliche­n Umklammeru­ng Schützenhö­fers lösen, der als Landesvate­r von Jahr zu Jahr an Statur gewonnen hat. Schickhofe­r vermochte es nicht, eine glaubwürdi­ge Alternativ­e zum Landeshaup­tmann zu entwickeln. Er und seine Partei liefen sehenden Auges in die Niederlage. Auch Grüne, Neos und die KPÖ schöpften kräftig aus dem roten Wählerrese­rvoir.

Schützenhö­fer ist am Zenit angelangt. Der Berufspoli­tiker spielte all die Jahrzehnte immer die zweite Geige, bis er durch einen Glücksfall, der ihm das Amt des Landeshaup­tmanns in den Schoß legte, mit einem Male nach oben kam. Was ihm noch fehlte, war die Bestätigun­g durch die Wähler. Diese hat er nun auf beeindruck­ende Weise erhalten – und mit der Hilfe von Sebastian Kurz.

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