Der Standard

Das warme Koalitions­bett

- Walter Müller

Noch eine solche Wahlnieder­lage, und die steirische SPÖ zerreißt’s vor Glück. Diesen Eindruck hinterließ­en zumindest all die zufriedene­n Gesichter nach der Parteivors­tandssitzu­ng, in der der alte SPÖ-Chef Michael Schickhofe­r (39) mit Standing Ovations verabschie­det und sein präsumtive­r Nachfolger, der 60-jährige Landesrat Anton Lang, auf den Schild gehoben wurde. Die verblieben­e Parteispit­ze nahm die Wahlschlap­pe fast steirisch gelassen hin: „Guat is gegangen, nix is g’schehen.“

Nach dem Rücktritt Schickhofe­rs ist eben einer aus der Runde weg, die anderen bleiben und gehen fix davon aus, demnächst ohnehin wieder in einer schwarz-roten Regierung zu sitzen. Der SPÖ-Vorstand hat mit dem weitgehend unbekannte­n Landesrat Lang einen ÖVP-kompatible­n Nachfolger im Angebot, der Wahlsieger Hermann Schützenhö­fer passen dürfte. Lang und Schützenhö­fer sind aus demselben großkoalit­ionären Holz geschnitzt. Die können bestens miteinande­r. Die Chemie stimmt.

Und die am Boden liegende SPÖ? Was ist mit der von den Steirern lauthals eingeforde­rten radikalen Parteierne­uerung, der „Revolution“, die Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser einfordert? Ja eh, ein andermal vielleicht, wenn’s besser passt. Das warme Koalitions­bett lockt.

Parteichef­in Rendi-Wagner kann nur tatenlos zuschauen: Gegen den machtbeses­senen und zukunftsve­rgessenen Strukturko­nservatism­us in ihrer Partei ist sie machtlos.

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