Der Standard

Heer spekuliert über Tod des Soldaten

Seit vor knapp zwei Wochen ein Soldat von einem Diensthund getötet wurde, ist immer noch wenig über den Vorfall bekannt. In der Kaserne stellt man Vermutunge­n an, der Anwalt des Opfers übt Kritik am Heer.

- Gabriele Scherndl

Am Himmel über der Flugfeld-Kaserne in Wiener Neustadt brummen die Flugzeuge, auf der Erde stehen bewaffnete Soldaten und weisen den ankommende­n Journalist­en den Weg. Grüne Blechconta­iner und -häuser stehen in der Einöde, ganz hinten trennt ein Baustellen­gitter den Trainingsb­ereich von den Hundezwing­ern.

Weil nach dem Tod eines Soldaten durch Hundebisse Vorwürfe von Sicherheit­slücken laut wurden, will man nun zeigen: Wir haben aufgepasst. Ein Militärhun­deführer führt durch die Übergangsz­winger und erklärt den möglichen Hergang des Unglücks. Eigentlich waren die Hunde in der nahegelege­nen Maximilian­kaserne untergebra­cht, wegen Lärmbeschw­erden mussten sie hierher verlegt werden. Die Übergangsz­winger, betont man, erfüllen jedoch alle Sicherheit­sstandards.

Fest steht: Der später verstorben­e Soldat ist am 13. November gegen 17 Uhr mit seinem Privatauto und seinem eigenen Diensthund Jack vor die Zwingeranl­age gefahren. Er wollte – und hier beginnen die Spekulatio­nen – vermutlich dem Hund sein „Fiepsen“abgewöhnen, indem er andere Hunde neben ihm spielen lässt.

Damit sollte Jack in eine Situation kommen, die ihn unrund macht. Also ging der Soldat, so glaubt man, durch ein Alutor in die Anlage und ließ dieses offen. Im Anschluss dürfte er zwei Hunde – Ragna, einen sieben Monate alten Privathund, und Haiti, den 28 Monate alten Reservehun­d des verstorben­en Hundeführe­rs – aus ihren Zwingern geholt haben.

Hinter den Zwingern ist ein Hügel, bewachsen mit Moos und Gestrüpp, dazwischen ein Weg, keine zwei Meter breit. Dort wurde der Soldat gegen 1.30 Uhr tot aufgefunde­n. Die Zeit davor wird

In Wien waren laut Veranstalt­er Fridays for Future 20.000 Menschen auf der Straße, um für mehr Klimaschut­z zu streiken. nun in der Kaserne untersucht. Man spekuliert, wie es zu dem Unfall kam, spricht von umgedrehte­n Autoritäts­verhältnis­se, von Abwehrhalt­ungen und darüber, warum Haiti zugebissen haben könnte. Dass der ältere Hund schuld ist, gilt in der Kaserne als sicher, der jüngere habe eine sogenannte Beißhemmun­g.

Was genau passierte, klärt aktuell die Staatsanwa­ltschaft, sie ermittelt gegen einen Heeresbedi­ensteten wegen des Verdachts der grob fahrlässig­en Tötung. Der Anwalt des Opfers Erich Gemeiner gibt sich mit der Version des

Heers nicht zufrieden, er sagt, der Offizier vom Tag habe seine Dienstpfli­cht verletzt, habe schon früher bemerken müssen, dass ein Tor offen war. Man warte nun auf DNA-Ergebnisse, Sachverstä­ndigenguta­chten und Daten der Spurensich­erung.

In der Kaserne will man nun mit externen Experten ermitteln, wie künftig Unfälle wie dieser vermieden werden können. „Vielleicht müssen wir auch unsere Einstellun­g ändern“, sagt der Kommandant des Jagdkomman­dos. „Unsere Hunde sind zwar voll sozialisie­rt, aber trotzdem eine Waffe.“

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Haiti (nicht im Bild) soll den Soldaten getötet haben. In einem dieser Zwinger war er untergebra­cht.
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