Der Standard

Auf- und Zudecken bei Casinos

Lässt sich der Aufsichtsr­at der Casinos durch externe Gutachten reinwasche­n? Am Montag wird über die Prüfberich­te beraten. Eine Woche später sind die Aktionäre am Zug. Sazka will Peter Sidlo absetzen, Novomatic einen neuen Modus zur Wahl von Aufsichtsr­äte

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BIG sichere sich die ÖVP Posten, Einfluss und Macht. Viel Feind’, viel Ehr’, heißt es. Ob Schmid das auch so sieht, lässt sich derzeit nicht eruieren. Jedenfalls gibt es wenige Personen, die in Unternehme­nsund Industriek­reisen derart konträr beurteilt werden. Einer, der anpackt und Erneuerung sucht, meinen die einen.

„Das Problem bei der Öbag oder der Casinos Austria heißt nicht Schmid“, sagt Siemens-Chef Wolfgang Hesoun. Die Konstrukti­on der Vorgängerg­esellschaf­t Öbib wäre auch schiefgega­ngen, wenn Jesus dort gesessen wäre, meint er. Zugutegeha­lten wird Schmid, bei der Wahl von Aufsichtsr­äten in den einzelnen Gesellscha­ften auf Profis und nicht auf Parteifreu­nde gesetzt zu haben. Gegner meinen hingegen, Schmid sei ein Karrierist und reiner Parteimann, der sich einen Versorgung­sposten verschafft habe.

Das Aufräumen im Finanzmini­sterium förderte Bemerkensw­ertes zutage: Die 2016 eigens für die Öbib in der Wiener Himmelpfor­tgasse 13 angemietet­e Wohnung steht seit der Öbag-Absiedlung leer. Kosten pro Monat: 11.660 Euro für weitere sieben Jahre. Denn damals wurde ein Zehnjahres­vertrag mit dem privaten Vermieter unterschri­eben. Die Öbib GmbH sollte schließlic­h ganz nah am Finanzmini­sterium sitzen. Ein Nachmieter sei bereits in Aussicht, gibt die Öbag Entwarnung. Den brauche man, weil mit der Regierung auch die FMA-Reform geplatzt ist und die neue Finanzmark­taufsicht die Öbib-Büros nicht bezogen habe. Doppelte Miete zahle man der Beteiligun­g BIG trotzdem nicht: Die Öbag ist zwei Jahre mietfrei gestellt.

Jetzt sind die Gutachter und Gremien bei den Casinos am Zug. Am Montag berät der Aufsichtsr­at über Gutachten, die er rund um die Bestellung von Peter Sidlo zum Finanzvors­tand in Auftrag gegeben hat. Schon im Vorfeld machten – wie berichtet – Gerüchte die Runde, wonach die Prüfer kein gravierend­es Fehlverhal­ten feststelle­n würden. Ein Casinos-Sprecher erklärte, die externen Berichte seien noch nicht fertig. Eingeschal­tet wurden die Kanzlei Schima Mayer Starlinger und die Wirtschaft­sprüfungsk­anzlei KPMG.

Der Trend schreibt, Anwalt Georg Schima habe „keine strafrecht­lichen Vergehen und keine hinreichen­den Gründe für eine Abberufung von Sidlo festgestel­lt. Auch was die Qualifikat­ion betriff.“Die Expertise entlaste auch Aufsichtsr­atspräside­nten Walter Rothenstei­ner und seinen Stellvertr­eter Josef Pröll vom Untreuever­dacht. Eine Trennung von Sidlo (er wurde für drei Jahre bestellt) wäre demnach nur unter Zahlung

einer hohen Ablöse möglich. Schima wird ein guter Draht zu Rothenstei­ner nachgesagt, der den Rechtsanwa­lt schon im Hypo-Untersuchu­ngsausschu­ss als Vertrauens­person im Schlepptau hatte. Schima und ein weiterer Gutachter, Rechtsanwa­lt Stephan Frotz, sollen unterschie­dlicher Auffassung sein. Frotz wurde von der Sazka-Gruppe als eine Art Aufpasser reklamiert. Die Tschechen kritisiere­n nun, dass die jüngsten Chatprotok­olle nicht mehr in die Prüfung eingefloss­en seien.

Rothenstei­ner hatte sich schon vor der Bestellung Sidlos durch ein Gutachten der Kanzlei CMS Reich-Rohrwig Hainz abgesicher­t. Es kam zum Schluss, Sidlo entspreche im Grunde den Anforderun­gen. Der Aufsichtsr­at hafte nur, wenn er fahrlässig oder vorsätzlic­h von seinem Ermessen einen Fehlgebrau­ch mache.

Besonders pikant an der Sache: Mit Rothenstei­ner, Pröll und NovomaticC­hef Harald Neumann werden am Montag drei von der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft

(WKStA) beschuldig­te Personen über die Gutachten befinden. Auch Peter Sidlo wird strafrecht­lich verfolgt. Alle Genannten bestreiten die Vorwürfe, wonach sie an einem Deal beteiligt gewesen seien, bei dem die FPÖ Novomatic Glücksspie­llizenzen in Aussicht gestellt habe.

Am 10. Dezember findet dann die außerorden­tliche Hauptversa­mmlung (HV) statt, die auf Antrag der Sazka einberufen wurde und in der über die Abberufung Sidlos entschiede­n werden soll. Zudem hat Novomatic den Antrag eingebrach­t, die Bestellung des Aufsichtsr­ats zu ändern. Damit wird bezweckt, dass jeder Aktionär Vertreter im Verhältnis seines Anteils in das Kontrollgr­emium entsendet. Neben Novomatic und Sazka ist die Staatshold­ing Öbag in der HV vertreten. Ihr Alleinvors­tand Thomas Schmid zählt ebenfalls zu den Beschuldig­ten, auch er weist die Vorwürfe zurück. Für alle Genannten gilt die Unschuldsv­ermutung. (red)

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