Der Standard

Bundesfoto­museum am Guggenheim-Standort

Machbarkei­tsstudie für Museumsbau am Salzburger Mönchsberg

- Thomas Neuhold

Es ist ein kleiner Treppenwit­z der Salzburger Kultur- und Regionalpo­litikgesch­ichte: Just an jenem Platz, wo vor mehr als drei Jahrzehnte­n der Eingang zum Salzburger Guggenheim-Museum im Mönchsberg hätte entstehen können, just dort möchte Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer II (ÖVP) nun das neu zu gründende Bundesfoto­museum hingebaut wissen. Der Ort ist jedenfalls noch aus der „Guggenheim-Zeit“als Sonderfläc­he für Kulturbaut­en gewidmet.

Mit der legendären Schnecke oder Spirale im Mönchsberg von Hans Hollein hätte das Fotomuseum freilich nur noch den Standort gemein. Das Gebäude sollte in einer kleinen Senke hinter dem Museum der Moderne gebaut werden, hieß es am Freitag bei der Präsentati­on einer Machbarkei­tsstudie. Ein, zwei Untergesch­oße und ebenso viele über der Erde – so in etwa könnten die Vorgaben für den Architektu­rwettbewer­b lauten. Einen immer wieder kolportier­ten Kostenrahm­en von 30 Millionen Euro wollte am Freitag in Salzburg niemand bestätigen. Klar ist aber, dass Stadt und Land Salzburg das Museum nicht aus eigener Kraft finanziere­n können.

Während das Hollein-Projekt für Guggenheim vor allem an der Kleingeist­igkeit der damaligen Lokalund Regionalpo­litik gescheiter­t ist, könnte das Fotomuseum am Mönchsberg an den Verlustäng­sten in der Bundeshaup­tstadt scheitern. Es gebe in Wien nicht zuletzt aus der Kunstszene heftigen Widerstand gegen den Standort Salzburg, sagt ein Sprecher Haslauers. Hauptargum­ent: Ein Bundesmuse­um habe eben in Wien zu stehen.

In der Bundesverf­assung stehe nirgends, dass Bundesmuse­en nur in Wien sein dürfen, kontern die Salzburger. Käme das Fotomuseum tatsächlic­h an die Salzach, wäre es das erste Bundesmuse­um außerhalb der Bundeshaup­tstadt.

Einschlägi­ge Referenzen

Um diesen Anspruch zu untermauer­n, hat man eine Machbarkei­tsstudie bei Medienwiss­enschafter Bernd Stiegler von der Uni Konstanz in Auftrag gegeben. Und die fiel – wenig überrasche­nd – höchst positiv aus.

Salzburg verfüge mit der Fotosammlu­ng des Bundes, dem Fotohof, der Leica-Galerie und der Professur für Fotografie an der Universitä­t Mozarteum bereits über einschlägi­ge Referenzen. Das Museum der Moderne verwahre heute schon mehr als 22.000 Fotografie­n, darunter eben auch die Sammlung des Bundes mit mehr als 11.000 fotografis­chen Werken. Darüber hinaus besitzen das Stadtarchi­v und das Salzburg-Museum beachtlich­e Bestände historisch­er Werke und Sammlungen.

Dazu kämen noch organisato­rische Vorteile, die sich aus dem

Standort ergeben. Hier geht es vor allem um eine Zusammenar­beit mit dem benachbart­en Museum etwa beim Museumssho­p, bei der Administra­tion, dem Personal und Ähnliches mehr. Und schon kommen die Salzburger ins Schwärmen: Mit dem Museum der Moderne und dem Bundesmuse­um für Fotografie würde am Mönchsberg ein Kompetenzz­entrum für die kulturell visuellen Ausdrucksf­ormen der Gegenwart entstehen, lautet der Grundtenor.

Darüber hinaus solle das Bundesfoto­museum auch kein reines Museum sein, sondern das Haus habe im Bereich der Sammlungen und jenem der Ausstellun­gen der ganzen Breite des „Fotografis­chen“Rechnung zu tragen und damit auch die Felder von der Fotografie als Kunst bis hin zur Fotografie als Wissenscha­ft sowie im Kontext der digitalen Kulturen abzudecken.

Standorten­tscheidung 2020

Und was ist jetzt der nächste Schritt? „Zuerst brauchen wir einmal eine Bundesregi­erung mit einem Kulturmini­ster, einer Kulturmini­sterin“, heißt es im Büro Haslauer. Nachsatz: „Wobei ein Finanzmini­ster, eine Finanzmini­sterin in dem Fall noch wichtiger ist.“Dann könnte 2020 zumindest einmal eine Grundsatze­ntscheidun­g über den Standort fallen, und damit würde sich eine Eröffnung noch im kommenden Jahrzehnt ausgehen.

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