Der Standard

Eskalation nach Anleitung

- Birgit Baumann ➚

Das Fernsehen versetzt die Menschheit ja in eine kuriose Lage. Durch die Erzählung von immer gleichen Geschichte­n ermöglicht es dem Publikum, den Ausgang einer Story vorherzuse­hen, auch wenn diesem das Milieu überhaupt nicht vertraut ist. Am Sonntag im Tatort „Querschläg­er“funktionie­rt das in allerbeste­r oder eben allerschle­chtester Manier.

Auf einer Autobahnra­ststätte im Norden Deutschlan­ds wird ein Lkw von einem Heckenschü­tzen angegriffe­n.

„TATORT“MIT DEN POLIZISTEN THORSTEN FALKE & JULIA GROSZ

Von Anfang ist dessen Identität klar, es dürfte also ein persönlich­es Motiv geben. Tja, was könnte das sein? Der Tatort fährt das schwerste Geschütz auf: ein todkrankes Kind, für dessen lebensnotw­endige Operation in den USA Geld benötigt wird.

Da kann der Papa (Milan Peschel) bei der Erpressung des gut situierten Spediteurs schon mal rabiat werden und lässt sich auch von den Bundespoli­zisten Julia Grosz (Franziska Weisz) und Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) nicht ausbremsen.

Die jagen hinter ihm her, der arme Mann wird natürlich immer verzweifel­ter und macht bis zum 08/15-Showdown auch all jene Eskalation­sstufen durch, die man schon oft so gesehen hat. Das ist ebenso wenig prickelnd wie die zarten Bande, die eine Kollegin zu Ermittleri­n Grosz knüpft und die zunächst ohnehin nur Falke wahrnimmt.

Herausrage­nd und herausreiß­end allerdings ist Milan Peschel. Sein Ausbruch aus den geordneten Bahnen rettet die matte Story halbwegs. Aber am Schluss muss er natürlich ins Gefängnis. Eh klar, auch das war vorauszuse­hen. dst.at/TV-Tagebuch

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