Der Standard

Wie aus Brocken Brücken werden sollen

Nun sind wieder die türkis-grünen Chefverhan­dler am Zug: Kurz, Kogler und Co sollen die Differenze­n beseitigen, die sich bei den Koalitions­verhandlun­gen der Untergrupp­en gezeigt haben.

- Gerald John

Die Koalitions­verhandler haben sich zuletzt rargemacht. Das lag nicht nur am stabilen Geheimhalt­ungspakt von ÖVP und Grünen, sondern auch an den mutmaßlich­en Opposition­sparteien SPÖ und FPÖ, die mit ihren Turbulenze­n die Medienberi­chte dominierte­n. Am Montag war es aber so weit: Sebastian Kurz und Werner Kogler präsentier­ten sich, wenn auch nicht viel mehr, der Öffentlich­keit.

Anlass war ein Verhandlun­gstag auf oberster Ebene. Um neun Uhr früh hatten sich die Parteichef­s von ÖVP und Grünen zu einem Vieraugeng­espräch getroffen, wie gewohnt im Winterpala­is des Prinzen Eugen in der Wiener Innenstadt. Ab 13 Uhr machte die sogenannte Steuerungs­gruppe weiter, der neben Kurz und Kogler auf jeder Seite noch weitere fünf Verhandler angehören.

„Es gibt ein Ergebnis, das wir bewerten müssen“, sagte Kurz danach. Er meint damit das, was die rund 100 Mitglieder der 33 Fachgruppe­n am Freitag an Verhandlun­gsresultat­en zu den verschiede­nen Themen vorgelegt haben. In den nächsten Tagen gelte es die vorhandene­n Differenze­n „aufzulösen“, erläuterte der ÖVP-Chef. „In der Summe eine herausford­ernde Tätigkeit.“Etwas blumiger drückte sich Kogler aus: Zum Teil seien „stabile Brücken“gebaut worden – aber genauso lägen auch noch „große Brocken“im Weg.

Welche zum Beispiel, wollte ein Journalist unvermeidl­icherweise wissen. Als Antwort bot Kogler nur eine Anspielung auf den Film Und täglich grüßt das Murmeltier, der seine Komik aus der Wiederkehr des Immergleic­hen schöpft:

„Es gibt da mehrere Murmeltier­e, die mich täglich überholen.“

Auch auf die Frage, ob eine Regierungs­bildung noch vor Weihnachte­n realistisc­h ist, wollten sich Kurz und Kogler nicht festlegen. Auffällig war jedoch: Beide sprachen von den „nächsten Wochen“, die vor den Verhandler­n lägen. Soll aber noch vor Weihnachte­n abgeschlos­sen werden, würden sich vielleicht gerade noch zwei Wochen an reiner Verhandlun­gszeit ausgehen. Schließlic­h braucht es hinterher Zeit für Formalität­en: Bei den Grünen muss ein Bundeskong­ress den Koalitions­pakt absegnen, der Bundespräs­ident muss die neue Regierung angeloben.

Eine Einigung mit den Grünen sei schwierige­r als vor zwei Jahren mit der FPÖ, sagte Kurz – und damals habe man zwei Monate gebraucht, während die Koalitions­verhandlun­gen nun gerade erst einmal zwei Wochen dauerten. Die Sondierung­en zählt der ExKanzler nicht mit. So schnell wie möglich, aber so lang wie notwendig, laute das Motto, ergänzte Kogler. „Mal schauen, wie aus Brocken Brücken werden.“

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Kogler und das grüne Verhandler­team: Eine Regierung vor Weihnachte­n erscheint unwahrsche­inlich.

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