Der Standard

Der Fahrlehrer und seine Schüler

Formel-1-Bilanz: Hamilton unantastba­r, Vettel schwach, Leclerc und Verstappen aufstreben­d

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Abu Dhabi – Auch die letzten Kilometer dieser Formel-1-Saison hatten wehgetan, und Sebastian Vettel freute sich einfach nur auf einen langen Winter. Zu Hause in der Schweiz, mit seinem wenige Tage alten Sohn, den zwei Töchtern und Ehefrau Hanna. „Das war kein tolles Jahr von mir, und ehrlich gesagt bin ich froh, dass es vorbei ist“, sagte Vettel in Abu Dhabi. „Ich habe nicht geleistet, was ich leisten kann.“

Die Machtverhä­ltnisse bei Ferrari haben sich verschoben. Charles Leclerc ist der Chef. Der Monegasse wurde beim Finale Dritter, Vettel Fünfter, ein Sinnbild. Über allen thronte Weltmeiste­r

Lewis Hamilton, der Brite feierte im Mercedes den elften Saisonsieg, den 84. insgesamt.

Sollte es so etwas wie Herausford­erer gegeben haben, war Vettel nicht dabei. Valtteri Bottas hat sich mit dem Los, die Nummer zwei bei Mercedes zu sein, abgefunden. Leclerc und Red-BullMann Max Verstappen, beide erst 22 Jahre alt, scheinen Hamilton 2020 am ehesten angreifen zu können, auch wenn die italienisc­he Zeitung La Stampa spöttisch behauptete, der nun sechsfache Weltmeiste­r habe ihnen „Fahrunterr­icht erteilt“. Vettel, nur WM-Fünfter, sieht sich nicht in der Lage, den Trend zu stoppen.

„Es ist keine Raketenwis­senschaft, es geht um Details“, sagte der 32-Jährige. „Ich muss nicht meinen Fahrstil ändern, ich weiß, dass ich Auto fahren kann.“

Hamilton ist fast 35, der zweitältes­te Fahrer im Feld. Er lässt nicht nach. Im Gegenteil. Niemand in der Formel 1 ist so konstant und nervenstar­k wie er, und kaum jemand ist so schnell. „Unantastba­r, unschlagba­r, kompromiss­los“, schrieb die französisc­he Sportbibel L’Équipe, einen „Blitz“nannte ihn die spanische Zeitung

Sport: „Unerreichb­ar, er machte, was er wollte.“

Wenn ihm Mercedes erneut ein solch starkes Auto baut, so wird

Hamilton als Topfavorit in die Saison starten, an deren Ende er sich gemeinsam mit Michael Schumacher Rekordwelt­meister nennen könnte. Diese Ausnahmekl­asse weckt Begehrlich­keiten, und die Gerüchte um einen Wechsel zu Ferrari zur Saison 2021 reißen nicht ab. Beim berühmtest­en Rennstall der Welt könnte Hamilton seine Karriere endgültig vergolden. In diesen Tagen scheint ihm das Interesse der Scuderia zumindest zu schmeichel­n.

Vettels Vertrag läuft bis Ende 2020. An einen Rücktritt denkt er nicht. „Wenn ich mir nicht beide Haxen breche, bin ich im März wieder am Start.“(sid, red)

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