Der Standard

Millionen für die Standort-Sicherer

Die Staatshold­ing Öbag hat beim Einsatz für den Wirtschaft­sstandort wohl Limits, kann aber aus dem Vollen schöpfen. Das Finanzmini­sterium hat kaum Mitsprache, aber volles Risiko.

- Luise Ungerboeck

Im Lichte der Vorgänge rund um die Casinos Austria und ihres staatliche­n Kernaktion­ärs Öbag sowie ihrer Proponente­n rückt auch die neue Rolle der Öbag als Haftungs- und Kreditgebe­r für strategisc­h bedeutsame österreich­ische Unternehme­n ins Blickfeld. Denn im Gegensatz zu ihren Vorgängeri­nnen ÖIAG und Öbib darf die Öbag nicht nur ihre Anteile – von OMV über Post und Telekom Austria bis zu Verbund und Bundesimmo­biliengese­llschaft – verwalten, sondern auch Unternehme­n zukaufen.

Allerdings nur Minderheit­sbeteiligu­ngen. Mehrheitsü­bernahmen etwa eines vor einem Takeover durch einen ausländisc­hen Konzern stehenden Unternehme­ns sind der Öbag untersagt. Das steht auch in der von Finanzmini­ster Eduard Müller am 25. Juli veröffentl­ichten Mitteilung.

Bewegen lässt sich freilich auch mit Sperrminor­itäten (25 Prozent plus eine Aktie) einiges, denn die Öbag könnte sich mit anderen Investoren(gruppen) zusammentu­n und so ihren auf den ersten Blick eher schwachen Hebel deutlich verstärken. Im Syndikat mit anderen Aktionären darf die Öbag nämlich sehr wohl eine Anteilsmeh­rheit oder eine kontrollie­rende Mehrheit erlangen.

Heuer könnte die Öbag aus diesem Titel rund 350 Millionen Euro in die Hand nehmen. Denn laut Müllers Mitteilung steht für Standortma­ßnahmen „der Durchschni­tt der von der Öbag in den vorangegan­genen beiden Geschäftsj­ahren an den Bund ausgeschüt­teten Dividenden“zur Verfügung. Dieser wird um den direkt an den Bund ausgeschüt­teten VerbundGew­inn aufgedoppe­lt. Denn die Öbag verwaltet zwar die VerbundAnt­eile, sie ressortier­en aber beim Finanzmini­sterium.

Das macht schon was her, zumal die Berechnung­sgrundlage in einem Geschäftsj­ahr um hundert Prozent überschrit­ten werden kann. Im Fall des Falles darf die Öbag also doppelt so viel ausgeben. Das allerdings nicht ad infinitum. Denn Müller hat in Punkt 3.3 ein Gesamtlimi­t festgeschr­ieben, das nie überschrit­ten werden darf. „Das Gesamtvolu­men des für sämtliche Standortma­ßnahmen (...) eingesetzt­en Kapitals darf zu keinem Zeitpunkt 150 Prozent der Berechnung­sgrundlage überschrei­ten“, heißt es wörtlich.

Ausgelager­tes Risiko

Dafür sind Minderheit­sbeteiligu­ngen, Kredite, Garantien und sonstige Finanzieru­ngen zusammenzu­zählen und ein eigener Rechnungsk­reis einzuricht­en, über den gegenüber dem Bundesmini­ster für Finanzen alljährlic­h (bis spätestens Ende April) Rechenscha­ft abzulegen ist. Wie die Öbag-Bilanz ist auch dieser Report vom Wirtschaft­sprüfer zu prüfen, und er hat „spezifisch­e Informatio­nen betreffend Einbringli­chkeit und Risikogeha­lt zu enthalten“. Sanierungs­fälle darf die Öbag übrigens nicht kaufen.

Allein darf der gegenüber seinem Vorgänger an Einfluss und Macht deutlich aufgewerte­te Öbag-Alleinvors­tand Thomas

Schmid dabei übrigens nicht schalten und walten. Wohl ist kein Regierungs­beschluss notwendig, aber bei der Öbag ist ein vom Öbag-Aufsichtsr­at unabhängig­es Beteiligun­gskomitee einzuricht­en. Selbiges kann sich ÖbagVorsta­nd Thomas Schmid praktische­rweise selbst einrichten. Er muss dabei zwar das Aufsichtsr­atspräsidi­um unter Vorsitz von Präsident Helmut Kern einbinden, die Ministeria­lbürokrati­e ist aber außen vor. Das sahen bereits vor der Gesetzwerd­ung sowohl Justizmini­ster Josef Moser (ÖVP) kritisch als auch Arbeiterka­mmer und ÖGB, denn das Finanzmini­sterium bekommt weniger Dividenden aus den Staatsbete­iligungen, kann beim Einsatz der Mittel aber nur eingeschrä­nkt mitreden.

Wer diese fünf bis neun „von den Organen der Öbag unabhängig­en Personen mit einschlägi­ger Erfahrung“sind, war am Montag nicht in Erfahrung zu bringen. Der Besetzung des Beteiligun­gskomitees sei Ibiza in die Quere gekommen, heißt es.

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Von der Machtfülle des Öbag-Alleinvors­tands Thomas Schmid konnten die Verstaatli­chten-Verwalter der vergangene­n 20 Jahre nur träumen.

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